Antrittsvorlesung in den Erziehungswissenschaften
Insgesamt vier Abende mit jeweils zwei Antrittsvorlesungen neuer Professor*innen veranstaltet die Fakultät I – Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften in diesem Sommersemester. Der zweite Abend dieser Reihe Ende Mai widmete sich den Erziehungswissenschaftlerinnen Prof.in Dr.in Melanie Kubandt, Juniorprofessorin für Bildung und Gender, und Prof.in Dr.in Frederike Bartels, Juniorprofessorin für Grundschulpädagogik.
Die Begrüßung zum Abend sprach Prof. Dr. Burghart Schmidt, Präsident der Universität. Darauf folgte Dekanin Prof.in Dr.in Nina Oelkers, die die beiden neuen Kolleginnen mit ihrer Vita vorstellte.
Den ersten Vortrag hielt anschließend Prof.in Dr.in Melanie Kubandt zum Thema „Überall oder nirgends?! – Geschlechterperspektiven im elementarpädagogischen Bildungskontext.“ Darin skizzierte sie u. a. auf Basis eigener Forschungserkenntnisse unterschiedliche Thematisierungslogiken zu Geschlecht innerhalb elementarpädagogischer Gerechtigkeitsdebatten. Anhand konkreter Beispiele zeigte sie auf, wie konträre Praxisansätze der Neutralisierung und Differenzierung von Geschlecht dazu führen können, dass pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen verunsichert sind, was einen gerechten Umgang mit Geschlecht im pädagogischen Alltag letztlich kennzeichnet. „So lautet eine häufig für Fachkräfte ungeklärte Frage: Wann sind geschlechtliche Zuschreibungen eigentlich problematisch und wann nicht? Werden die Herausforderungen einer Realisierung von Geschlechtergerechtigkeit nicht offengelegt, ist das Scheitern der Ansprüche in der Praxis vorprogrammiert und es besteht die Gefahr eines Defizitdiskurses von Erzieher*innen.“
Über „Lokal UND International – Perspektiven auf Internationalisierung im Grundschullehramt“ sprach im zweiten Teil des Abends Prof.in Dr.in Frederike Bartels. Die Alumna der Universität Vechta – sie hat hier promoviert – skizzierte in ihrem Vortrag den Zusammenhang zwischen globalen Herausforderungen und lokalen schulischen Entwicklungen. Sie zeigte u.a. auf, welchen nationalen Mehrwert internationale Zusammenarbeit für den Erkenntnisgewinn über Bildungssysteme haben kann, verdeutlichte aber zugleich auch die besonderen lokalen Herausforderungen, die Internationalisierung an die Lehrkräfte stellt. Eine global digital vernetzte, virtuell mobile und sprachlich, kulturell-ethnisch diverse Schülerschaft würde global vernetzt denkende Lehrkräfte voraussetzen, die über vertieftes Wissen, besondere Fähigkeiten und Einstellungen verfügen müssen. Mehr internationale Forschungsprojekte, mehr Auslandsmobilität oder Lehrveranstaltungen in einer Fremdsprache seien Schritte auf dem Weg dorthin, so die Juniorprofessorin.
Prof.in Dr.in Melanie Kubandt
wurde zum 1. März 2018 als Juniorprofessorin für „Bildung und Gender“ an der Universität Vechta bestellt. Die gebürtige Frankfurterin war zuvor Vertretungsprofessorin für Pädagogische Kindheits- und Familienforschung an der Universität Osnabrück. Kubandt forscht primär qualitativ-rekonstruktiv zu Geschlecht im Kontext von institutioneller und familialer Bildung im frühkindlichen Bereich, wird ihren Forschungsfokus zukünftig aber auch auf andere Bildungskontexte wie beispielsweise Schule und Ganztag ausdehnen. Ein weiteres aktuelles Forschungsthema sind die Bedingungen des Aufwachsens von Kindern in Regenbogenfamilien.
Prof.in Dr.in Frederike Bartels
ist per 1. Oktober 2017 als Juniorprofessorin für Grundschulpädagogik an der Universität Vechta bestellt worden. Zuvor war sie bereits seit 2008 als Lehrkraft für besondere Aufgaben, später als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Vechta tätig und schloss hier auch ihre Promotion zum Thema „Implizite Fähigkeitstheorien im Grundschulalter“ ab. Die Forschungstätigkeiten der in Unna geborenen Bartels liegen im Bereich Grundschul- und Elementarpädagogik. Schwerpunkte sind Selbstkonzept und implizite Fähigkeitstheorien von Kindern im Vor-und Grundschulalter, Lehrerfeedback, Erwartungen von Eltern und pädagogischen Fachkräften an Bildungsinstitutionen und die Professionalisierung von Elementar- und Primarpädagog*innen.