»100 Orte für Industrie 4.0«: Fraunhofer IOSB für seine KI-Kompetenz ausgezeichnet
Künstliche Intelligenz (KI) ist schon heute mehr als abstrakte Technologie – in der Produktion kann der Einsatz von KI und Maschinellem Lernen (ML) Kosten reduzieren, die Qualität verbessern oder Durchlaufzeiten verkürzen. Das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB treibt solche KI-Anwendungen für Smart Factories seit Jahren voran und hat ihr Potenzial bereits verschiedentlich in Kundenprojekten unter Beweis gestellt. Jetzt ist das Institut dafür im Rahmen des Wettbewerbs »100 Orte« der Allianz Industrie 4.0 ausgezeichnet worden.
Um KI in der Produktion gewinnbringend einzusetzen, sind eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen: Es gilt, die richtigen Daten aus Maschinensteuerungen und Sensoren zu gewinnen. Weiter müssen die passenden Methoden maschinellen Lernens gewählt werden, um aus den Daten Modelle zu erzeugen (zu »lernen«), und es ist eine geeignete IT-Systemarchitektur zu schaffen, um Daten und Modelle schnell verarbeiten zu können (Stichwort: Edge Computing). Außerdem müssen Methoden und Anleitungen entwickelt werden, wie sich typische Anwendungsfälle von ML in der Produktion leicht umsetzen lassen. Zu allen diesen Bereichen forscht das Fraunhofer IOSB und entwickelt konkrete Lösungen.
KI-Methoden werden bei Kunden und in Demo-Fabriken erprobt
Getestet werden diese Lösungen zum Beispiel bei einem Automobilhersteller, wo 3D-Fehlerbilder auf Karosserieteilen erkannt und die dafür verantwortlichen Prozessparameter automatisch angepasst werden sollen. Die KI-Lösung »PUMon – Process Unit Monitoring« kommt bei der Bayer AG zum Einsatz: Sie erkennt Komponenten, die kurz vor dem Ausfall stehen und sorgt für rechtzeitigen Ersatz. So vermeidet Bayer Unterbrechungen von chemischen Prozessen und spart nachweisbar Geld. Das Fraunhofer IOSB untersucht, wie KI in verschiedenen Fertigungsunternehmen eingesetzt werden kann – und zwar in konkreten Projekten mit Anwendungspartnern und in eigenen Demo-Fabriken. Um innovative Lösungen und unvollständig verstandene Prozesse mithilfe von KI zukünftig schneller in die Industrie überführen zu können, eröffnet die Fraunhofer-Gesellschaft in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 2020 die Karlsruher Forschungsfabrik.
Dr. Olaf Sauer, Stellvertreter des Institutsleiters des Fraunhofer IOSB und Koordinator der Forschungsfabrik, nahm die Auszeichnung von Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz entgegen Er erklärte: »Wir sind stolz auf die Auszeichnung, weil sie uns darin ermutigt, dass wir mit unseren Plänen und Projekten die richtige Richtung eingeschlagen haben. Mit der Forschungsfabrik verfügen wir über ein Entwicklungs- und Demonstrationszentrum für neue herausfordernde Fertigungsverfahren, das Industrie mit Wissenschaft verbindet. Als Testfeld für die Fabrik der Zukunft können darin Ergebnisse aus bereits laufenden Projekten, etwa dem Fraunhofer-Leitprojekt ›ML4P – Machine Learning for Production‹, in einer realen Umgebung erprobt werden. Wir freuen uns, dass unser bedeutender Beitrag zu Industrie 4.0 jetzt im Rahmen des Wettbewerbs gewürdigt wurde.«
Fraunhofer IOSB erhält »100 Orte«-Auszeichnung bereits zum zweiten Mal
Im Wettbewerb »100 Orte« der Allianz Industrie 4.0 werden baden-württembergische Unternehmen ausgezeichnet, die federführend im Bereich Industrie 4.0 sind. Beim aktuellen Fokusthema »Künstliche Intelligenz« stand die Frage im Mittelpunkt, wie mögliche KI-Anwendungsfälle in der Produktion aussehen. Eine Expertenjury aus Vertretern aus Wirtschaft, Industrie- und Handelskammer, Gewerkschaft und Politik bewertet Marktrelevanz und Innovationsgrad der Bewerber.
Bereits im Startjahr des Wettbewerbs 2015 wurde das Fraunhofer IOSB für das Projekt »Secure PLUGandWORK« ausgezeichnet, das Maschinen und ihre Komponenten befähigt, maschinenlesbare Selbstbeschreibungen auszutauschen – ähnlich wie bei USB-Anschlüssen am PC. Damit werden Maschinen, Anlagen und deren Komponenten schneller und sicherer als bisher an überlagerte IT-Systeme angeschlossen – eine unumgängliche Voraussetzung für Interoperabilität im Kontext von Industrie 4.0 und dem industriellen Internet der Dinge.
Die Allianz Industrie 4.0 ist ein Netzwerk des Wirtschaftsministeriums Baden-Württembergs mit den Ziel Kompetenzen aus Produktionstechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnik zu bündeln und den industriellen Mittelstand in Richtung Industrie 4.0 unterstützend zu begleiten.
Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die führende Organisation für angewandte Forschung in Europa. Unter ihrem Dach arbeiten 70 Institute und Forschungseinrichtungen an Standorten in ganz Deutschland. Eines davon ist das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB mit insgesamt rund 500 Mitarbeitern in Karlsruhe, Ettlingen, Ilmenau, Lemgo, Görlitz und Peking. Seine Forschungsschwerpunkte sind Industrie 4.0, Informationsmanagement sowie multisensorielle Systeme, die den Menschen bei der Wahrnehmung seiner Umwelt und der Interaktion unterstützen. https://www.iosb.fraunhofer.de
Pressekontakt:
Ulrich Pontes | Telefon +49 721 6091-300 | ulrich.pontes@iosb.fraunhofer.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Olaf Sauer | Telefon +49 721 6091-477 | olaf.sauer@iosb.fraunhofer.de
Weitere Informationen:
https://www.iosb.fraunhofer.de/servlet/is/104005/