Kritische Stellungsnahme des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität zum verdi Video
Das Kompetenznetz Depression, Suizidalität kritisiert die Art der Darstellung von Suizidalität in dem verdi Video zur Perspektivlosigkeit am Ausbildungsmarkt und fordert die Gewerkschaft auf, die Ausstrahlung des Videos sofort einzustellen.
In dem Spot wird der Lehrstellenmangel in Deutschland in unmittelbaren Zusammenhang mit suizidalen Handlungen von Jugendlichen gebracht. Vor dem Hintergrund einer aggressiven Musik werden vier junge Menschen gezeigt, die auf unterschiedliche Weise versuchen, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Der unterschwellig suggerierte Zusammenhang zwischen Lehrstellenmangel und Suizid ist falsch. 90 Prozent der Menschen, die durch Suizid versterben, haben im Vorfeld des Suizids an einer psychischen Erkrankung gelitten. In den meisten Fällen waren es Depressionen.
Weltweit sind sich Suizidexperten einig, dass die dramatisierende oder heroisierende Darstellung von Suizid in den Medien absolut kontraproduktiv ist und Nachahmungssuizide auslösen kann. "Es gibt eine erdrückende Menge wissenschaftlicher Befunde, die diesen Effekt belegen", sagt Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Sprecher des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität an der Psychiatrischen Klinik der LMU München. "Insbesondere bei suggestiblen jungen Menschen, die sich akut in einer Krise befinden, können derartige Darstellungen den Impuls für eigenes selbstschädigendes Verhalten geben", bestätigt der Depressionsexperte. Das auf dem Musiksender VIVA ausgestrahlte Video könnte im schlimmsten Fall als "Problemslösungsmuster" aufgegriffen und imitiert werden nach dem Motto "Hast Du keine Lehrstelle? Dann stehŽ auf und spring."
Weitere Informationen:
http://www.kompetenznetz-depression.de
http://www.kompetenznetze-medizin.de