Hochschule für Künste Bremen besetzt Open-Topic-Professur
An der Hochschule für Künste Bremen wurde eine neue Professur besetzt, die das interdisziplinäre Profil der Lehre für Studierende aller Studiengänge schärft. Der Künstler und Musiker Raphael Sbrzesny ist seit August 2018 neuer HfK-Professor für „Kreation und Interpretation mit den Schwerpunkten Sound, Performance und Konzept“. Im Oktober feiert der Zweiunddreißigjährige seinen Antritt mit der Eröffnung der derzeit entstehenden „Interpretenkammer“ – zugleich Laboratorium, Experimentierbühne und Werkstatt an der Schnittstelle von Musik und Kunst und das Kernstück einer in der deutschen Hochschullandschaft einzigartigen Professur.
An der Hochschule für Künste Bremen wurde eine neue Professur besetzt, die das interdisziplinäre Profil der Lehre für Studierende aller Studiengänge schärft. Der Künstler und Musiker Raphael Sbrzesny ist seit August 2018 neuer HfK-Professor für Kreation und Interpretation mit den Schwerpunkten Sound, Performance und Konzept. Im Oktober feiert der Zweiunddreißigjährige seinen Antritt mit der Eröffnung der derzeit entstehenden „Interpretenkammer“ – zugleich Laboratorium, Experimentierbühne und Werkstatt an der Schnittstelle von Musik und Kunst und das Kernstück einer in der deutschen Hochschullandschaft einzigartigen Professur.
Eine fachübergreifende Professur
Die HfK Bremen geht mit der als „Open Topic“ ausgeschriebenen Professur einen innovativen Schritt: Die Stelle war nicht für ein konkretes Fachgebiet beziehungsweise nicht für ein schon bestehendes Profil ausgeschrieben, sondern die Bewerberinnen und Bewerber sollten ihre eigenen fachübergreifenden Konzepte für Lehre und Studium einreichen. Raphael Sbrzesny hat mit seinem interdisziplinären Ansatz und seinem Hintergrund als Musiker und bildender Künstler die Berufungskommission überzeugt und beginnt zum Wintersemester 2018 seine Lehrtätigkeit für zunächst fünf Jahre.
Dem interdisziplinären Gedanken folgend, tritt Professor Sbrzesny sein Amt sowohl mit einem Vortrag als auch mit einem Konzert an. Am 24. Oktober 2018 findet um 18 Uhr die Antrittsvorlesung im HfK-Auditorium statt, im Anschluss wird die neue „Interpretenkammer“ feierlich eröffnet. Das Antrittskonzert ist für den 15. Januar 2019 im Konzertsaal der HfK Bremen geplant. Weitere Informationen zu beiden Terminen werden noch bekanntgegeben.
Eine Experimentierbühne als Schnittstelle von Kunst und Musik
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit richtet Raphael Sbrzesny sein Studio im Speicher XI in der HfK Bremen ein, das er „Interpretenkammer“ nennt. Diesen hybriden Werkraum versteht Sbrzesny als einen Ort, „wo wir Fragen und Wünsche an die Potentiale von Musik und Kunst richten und uns gemeinsam Neues erschließen. Ein Ort des Experiments, des Denkens und des Erprobens einzelner Begriffe und Szenerien im Spannungsfeld von Kunst und Musik, der Studierenden aller Fachbereiche offen steht.“ Die Verknüpfung der Fachgebiete ist ihm dabei ein wesentliches Anliegen: „Die Interpretenkammer soll dabei auch als eine Art Satellit für Studierende der Musik, die normalerweise im anderen Hochschulgebäude in der Bremer Innenstadt beheimatet sind, im Fachbereich Kunst und Design verstanden werden und Begegnungen über die Grenzen der Fachbereiche hinaus ermöglichen. Vor allem die Nähe zu den Werkstätten im Fachbereich Kunst und Design sehe ich als einzigartige Möglichkeit für künstlerisches Arbeiten und die Entwicklung eigenständiger Projekte. In der Interpretenkammer soll nicht nur geprobt und geübt, sondern auch diskutiert, gebaut, gebastelt und nachgedacht werden.“
Der emanzipierte Interpret
Mit dem Begriff „Interpretenkammer“ spielt Raphael Sbrzesny zum einen humorvoll auf Bezeichnungen wie Wunderkammer oder Architektenkammer an und stellt zum anderen seinen Begriff vom „emanzipierten Interpreten“ ins Zentrum seiner Lehre: „In der Musik gibt es die Figur des historisch informierten Interpreten, die ich für andere Bereiche der Kunst weiterdenken möchte – hin zu einer Figur des emanzipierten Interpreten. Die Grundannahme ist dabei, dass wir in aktuellen künstlerischen Produktionen immer auf Fremdmaterial oder Repertoire, Texte, Kunstwerke anderer, Geschichte, Soziales, Politik, Wissen und Archive zurückgreifen und daraus etwas Neues, hoffentlich Singuläres schaffen.
Ein erweiterter Interpretationsbegriff ist das Ziel, der sich vom künstlerischen Subjekt als genialem Erschaffer genauso abgrenzt wie vom auf Anwendungen verpflichteten ‚kreativen Subjekt’. Nicht die Produktion von neuem Wissen, das Erlernen eines komplexen Handwerks oder die Ausbildung eines zwar anders aber im historischen Sinne klassisch virtuosen Interpreten steht im Zentrum des Studiums, sondern die Idee einer künstlerischen Produktion welche die Bedingungen ihrer Existenz mitreflektierend, andere Möglichkeitsräume eröffnet. Diese Begriffserweiterung und die auf einen konzeptuellen Ansatz zielende Ausbildung und künstlerische Produktion könnte ein Alleinstellungsmerkmal der HfK Bremen werden. Meine Professur steht dabei in keinerlei Konkurrenz zur klassischen Interpretenausbildung, sondern ergänzt die bestehenden Lehrangebote.“
Raphael Sbrzesny (*1985 in Oberndorf a. N., lebt und arbeitet in Berlin) arbeitet in den Medien Performance, Video, Installation und Skulptur und erhielt zahlreiche Stipendien und Preise. Zuletzt das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium für Bildende Kunst, ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude Stuttgart, ein Stipendium für das Bundesatelier in der Cité Internationale des Arts Paris sowie das Landesgraduiertenstipendium und das Arbeitsstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg.
Von 2014-2016 arbeitete er mit einem Postgraduiertenstipendium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zusammen mit Felix Ensslin an einem künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsvorhaben mit dem Titel „Das Material des Anderen im Eigenen – Übungen zu einer Ästhetik der Interpretation“. Dabei schlug Sbrzesny Begriffe wie Repertoire, Fingerübung und den Interpreten für einen Figurenentwurf vor, welcher Möglichkeitsräume für eine künstlerische Produktion, jenseits eines ständigen Aktualisierens schon bestehender Ordnungen im eigenen künstlerischen Apparat markiert.
Sbrzesny studierte Bildende Kunst und Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Akademie der Bildenden Künste München. Weiter Neue Musik, Klassisches Schlagzeug, Populäre Musik und Kammermusik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danke Paris, der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen, sowie Experimentelles Musiktheater und Komposition an der Hochschule der Künste Bern.
Mit einer Vielzahl an Ausstellungen und Performances ist Raphael Sbrzesny deutschlandweit und international tätig. Zuletzt unter anderem im Kunstmuseum Stuttgart Maxim Gorki Theater Berlin, Kunsthalle Düsseldorf, Staatsgalerie Stuttgart, Videonale.15 Bonn, Grassi Museum für angewandte Kunst Leipzig, Internationale Triennale Kleinplastik Fellbach, Open Studios der Villa Romana, Florenz, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, der Kunsthalle Recklinghausen, im HAUS DER KUNST München und in den Kunst-Werken Berlin.
Eine ausführliche Biografie ist auf der Webseite des Künstlers zu finden: https://raphaelsbrzesny.com/BIOGRAFIE
Weitere Informationen:
https://raphaelsbrzesny.com/BIOGRAFIE