HERA-Förderprogramm: Leibniz-Institut für Länderkunde an zwei Verbundprojekten beteiligt
Das Forschungsvorhaben PUTSPACE untersucht die Bedeutung des ÖPNV für die Wahrnehmung des öffentlichen Raumes in europäischen Städten. Das Projekt EYERASPS nimmt die Alltagserfahrungen junger Migranten in den Blick und erforscht die Integrationspotenziale von Kunst- und Kulturinitiativen. Das europäische Forschungsförderungsnetzwerk „Humanities in the European Research Area“ (HERA) finanziert beide Projekte im Rahmen des Programms „Public spaces: Culture and Integration in Europe“ mit rund 2 Mio. Euro für drei Jahre. Die Vorhaben wollen auf unterschiedlichen Feldern die Voraussetzungen für mehr bürgerschaftliches Engagement schaffen und so zur europäischen Integration beitragen.
Das Projekt „Public transport as public space in European cities: Narrating, experiencing, contesting“ (PUTSPACE) erforscht den Stellenwert des ÖPNV im öffentlichen Raum europäischer Städte. Ausgangspunkt ist die Hypothese, dass die in europäischen Stadtgesellschaften beobachtbaren Phänomene einer zunehmenden Diversifizierung, Polarisierung, Liberalisierung, Privatisierung und Versicherheitlichung in öffentlichen Verkehrsmitteln besonders deutlich in Erscheinung treten. Ein Forscherteam am Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) will gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universitäten Tallinn, Brüssel und Turku ein neues Verständnis des öffentlichen Personenverkehrs jenseits technisch-wirtschaftlicher Aspekte entwerfen. „Es geht uns darum, den ÖPNV als einen politischen und konfliktbeladenen Raum zu sehen, in dem Bürger tagtäglich mit sozialer Vielfalt konfrontiert sind. Fragen von Disziplin, Überwachung, Subversion und sich wandelnder gesellschaftlicher Normen sind fester Bestandteil einer Bus- oder Straßenbahnfahrt“, erläutert IfL-Projektleiter Wladimir Sgibnev.
Das Vorhaben „The everyday experiences of young refugees and asylum-seekers in public spaces“ (EYERASPS) untersucht die Rolle von Kunst- und Kulturinitiativen im Alltag junger Flüchtlinge und Asylsuchender. „Uns interessiert, welche Erfahrungen die jungen Leute mit den hiesigen Ankunftsstrukturen machen und wie sie sich angesichts ihrer individuellen Migrationsgeschichte mit Fragen der Inklusion und Exklusion im öffentlichen Raum auseinandersetzen“, sagt Kathrin Hörschelmann, die am IfL für das mit Kolleginnen und Kollegen der Universitäten Newcastle, Utrecht und Lüttich gemeinsam durchgeführte Projekt zuständig ist. Um herauszufinden, wie junge Migranten den öffentlichen Raum mitgestalten und eine integrative Stadtgesellschaft stärken können, arbeiten die Forscherteams mit Praxispartnern aus Kultur- und Kunstinitiativen zusammen. Zum Einsatz kommen qualitative and partizipatorische Methoden von der teilnehmenden Beobachtung über Einzelinterviews bis zu Gruppendiskussionen. Dazu wollen die Wissenschaftler mit kognitiven Karten, Fotografie und digitalem Storytelling arbeiten.
PUTSPACE und EYERASPS sind zwei von 20 internationalen Projekten, die im Rahmen des europäischen HERA-Programms „Public Spaces: Culture and Integration in Europe“ im Zeitraum 2019 bis 2022 mit insgesamt 20 Mio. Euro gefördert werden. HERA steht für „Humanities in the European Research Area“ und ist ein Netzwerk von 26 europäischen Forschungsförderorganisationen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Geisteswissenschaften im europäischen Forschungsraum zu stärken. Ziel des Public-Spaces-Programms soll sein, die theoretischen und empirischen Grundlagen zum kulturellen Verständnis öffentlicher Räume im europäischen Kontext zu verbessern und so zu einem besseren Zusammenleben beizutragen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
PUTSPACE:
Dr. Wladimir Sgibnev
Tel.: +49 341 600 55-161
W_Sgibnev(at)ifl-leipzig.de
EYERASPS:
Dr. Kathrin Hörschelmann
Tel.: +49 341 600 55-148
K_Hoerschelmann(at)ifl-leipzig.de
Weitere Informationen:
https://www.ifl-leipzig.de
http://heranet.info/projects/public-spaces-culture-and-integration-in-europe/