Monat der feministischen Performance im Tieranatomischen Theater der HU
Performance-Events als Dialog zwischen künstlerischer Feldforschung und wissenschaftlichen Perspektiven.
Die Geschichte der Wissenschaft ist eine Geschichte der Frauen. Im August präsentiert das Tieranatomische Theater der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) zwei Performance-Serien der Künstlerinnen Dafna Maimon und Dominique Hurth. Die Werke der beiden Künstlerinnen behandeln die Biografien wichtiger Frauen der Geschichte, die ignoriert oder skandalisiert wurden. Sie sprechen über das Gute wie das Schlechte: Über herausragende wissenschaftliche Leistungen sowie über persönliche Schicksale, über Diskriminierung und Widerstand in Universitäten, Krankenhäusern und Haushalten. Spuren dieser Geschichten kommen aus wissenschaftlichen Objekten, Archivalien, Presseberichten und aus den fernen, aber beharrlichen Stimmen der Protagonistinnen selbst.
In ihrer eigens für das Tieranatomische Theater geschaffenen Surroundperformance „Wary Mary“ geht Dafna Maimon vom Fall der „Typhus Mary“ Mary Mallon aus, die um 1900 durch Boulevardzeitungen als „Superspreader“ von Typhus bekannt wurde. Auf humorvolle Weise erkundet Maimon die Frage nach biologischer und psychologischer Ansteckung und setzt sie in absurde Bühnensituationen um. Dabei spielt sie mit patriarchalen Strukturen, die sie gleichsam dekonstruiert. Das Werk greift Perspektiven der Genderforschung an der HU auf.
In „Soundless voices, bitten tongues, haptic hands“ verbindet Dominique Hurth Lebensgeschichten von drei oft übersehenen Wissenschaftlerinnen mit der Geschichte von drei wissenschaftlichen Instrumenten zu einer gemeinsamen biographischen Erzählung. Elsa Neumann wurde 1899 als erste Frau im Fach Physik an der Berliner Universität promoviert und setzte sich für die Unterstützung von Frauen an den Universitäten ein. Die Tuberkuloseexpertin Lydia Rabinowitsch-Kempner konnte als erste Tuberkelbazillen in Rohmilch nachweisen und erhielt 1912 als erste Frau Berlins eine Professur an der Berliner Universität, der heutigen Humboldt-Universität. Lise Meitner wurde 1926 an der Berliner Universität die erste Professorin für Physik in Deutschland, 1939 formulierte sie die Theorie der Kernspaltung. Dominique Hurth übersetzt die historischen Instrumente in mundgeblasene Glasobjekte. Durch den performativen Umgang mit den Objekten werden die Frauengeschichten in ihnen reaktiviert.
Die Performances von Dominique Hurth werden im Rahmen der Langen Nacht der Museen aufgeführt. „Wary Mary“ von Dafna Maimon ist Teil der Performance-Reihe Assemble, kuratiert von Adela Yawitz und Anna Gien.
Termine
Wary Mary
Dafna Maimon
15., 16., und 17.08.2019, jeweils 19 Uhr
Tieranatomisches Theater der Humboldt-Universität zu Berlin
Campus Nord, Philippstraße 13, Haus 3
10115 Berlin
Eintritt frei
Soundless voices, bitten tongues and haptic hands
Dominique Hurth
31.08.2019, 19, 20:30 und 22 Uhr
Tieranatomisches Theater der Humboldt-Universität zu Berlin
Campus Nord, Philippstraße 13, Haus 3
10115 Berlin
Eintritt im Rahmen der Langen Nacht der Museen
Weitere Informationen:
https://www.kulturtechnik.hu-berlin.de/de/hzk/tieranatomisches-theater/