Gescheitert: Spitzengehälter durch Steuerreform eindämmen
Es war ein Versuch. Im Kampf gegen das zunehmende Auseinanderklaffen der Einkommensschere hat die österreichische Bundesregierung die steuerliche Absetzbarkeit sehr hoher Vorstandsgehälter beschränkt. Eine wissenschaftliche Studie zeigt nun, dass diese Reform der Unternehmensbesteuerung ihr Ziel verfehlt hat und die Zeche schließlich an anderer Stelle gezahlt werden muss.
Hatte sich in den vorangegangenen Jahrzehnten ein immer größerer Unwille gegen exzessive Managergehälter in den westlichen Industrienationen ausgebreitet, erreichte die Ablehnung spätestens mit Beginn der Banken- und Finanzkrise 2007 die Massen. Die als völlig unverhältnismäßig wahrgenommenen Managergehälter in großen Unternehmen sollten begrenzt werden – denn konnten Vorstandsmitglieder tatsächlich 100-mal so viel wie normale Angestellte leisten, wie es ihre Gehälter suggerierten? Auch wenn der kleine Arbeitsmarkt für Spitzenführungskräfte den Regeln von Angebot und Nachfrage folgt, wurden immer wieder große Hoffnungen in steuerpolitische Instrumente gesetzt, um Änderungen zu bewirken.
In einer gemeinsamen Studie verglichen die WHU – Otto Beisheim School of Management und die WU Wien die Entwicklung der österreichischen Spitzengehälter mit jenen in anderen Ländern. Die Ergebnisse zeigen, dass die neue Unternehmensbesteuerung im Großen und Ganzen ins Leere lief. Die Vorstandsgehälter in den allermeisten untersuchten Unternehmen in Österreich wurden nicht heruntergeschraubt. Im Gegenteil: Die Löhne der Spitzenführungskräfte nahmen im Vergleich zu anderen Ländern wie Deutschland mit annähernd gleicher Geschwindigkeit weiter zu, obwohl es dort keine vergleichbare Steuerreform gegeben hatte. Die Änderungen an der Unternehmenssteuer hatte somit keine maßgebliche Auswirkung auf die allgemeine Gehaltsentwicklung für Spitzenmanager in Österreich. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch in anderen Ländern, in den eine Eindämmung von Spitzengehältern durch eine geänderte Unternehmensbesteuerung versucht wurde.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Martin Jacob: martin.jacob@whu.edu
Originalpublikation:
Bornemann, T./Jacob, M./Sailer, M. (2022): Do Corporate Taxes Affect Executive Compensation?, in: The Accounting Review (im Erscheinen). http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3403486
Weitere Informationen:
https://www.whu.edu/de/forschung/whu-knowledge/gescheitert-spitzengehaelter-durch-steuerreform-eindaemmen/
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