Mentorenprogramm macht Mut zur Prüfung
Bochum, 23.05.1995, Nr. 79
Hilfe zur Selbsthilfe - Mut zur Pruefung
Mit Beratung und Crash-Kursen gegen Examensaengste
RUB zahlt neues Mentorenprogramm aus Finanzautonomie
Nicht mit Zwang, sondern mit besonderer Ansprache, zusaetzlicher Beratung und sogar mit Crash-Kursen wollen zehn geisteswissenschaftliche Faecher der Ruhr-Universitaet Bochum Examenshuerden vor Langzeitstudierenden abbauen. Es geht darum, ihnen AEngste vor Pruefungen zu nehmen, sie zur Examensanmeldung zu animieren und ihnen in der Examensphase zu helfen. Solche und weitere Massnahmen hat heute das Rektorat der RUB auf Antrag den beteiligten Faechern bewilligt. ,Wir koennen zwar nichts daran aendern, dass Studierende wegen unzureichender BAfoeG-Saetze neben dem Studium auch ihren Lebensunterhalt verdienen muessen, aber wir wollen wenigstens das unsrige dazu beitragen, damit Langzeitstudierende ihre AEngste ueberwinden und die Klippen des Examens erfolgreich umschiffen", begruendet Rektor Prof. Dr. Manfred Bormann das neue Mentorenprogramm der RUB. Von ihm stammt die Anfang dieses Jahres gestartete Initiative, fuer die das Rektorat mehr als 300.000 DM aus eigenen Mitteln der Finanzautonomie bereitstellt.
Das neue Mentorenprogramm hat nicht die gesellschaftlichen Begleitumstaende und/oder finanziellen Bedingungen des Studiums im Blick, sondern die persoenlichen Gruende der Studierenden und die organisatorischen Bedingungen in den Faechern, die Studienabschluesse verzoegern lassen. So kann man haeufig feststellen, dass Studierende das Grund- und Hauptstudium zuegig beenden, aber erhebliche Probleme haben, in die Examensphase durchzustarten. Mangelnde Kenntnisse ueber die Examensanforderungen, fehlender Kontakt zu Pruefern, Unsicherheit bei der Eingrenzung von wissenschaftlichen Themen erzeugen AEngste. Mit fortschreitender Zeit entfernen sich solche Studierende immer mehr von der Meldung zum Examen als sich ihr zu naehern.
Mit zusaetzlichen wissenschaftlichen Hilfskraeften als Mentoren wollen die Faecher zunaechst ihre Langzeitstudierenden ermitteln, sie direkt ansprechen und sie nach Gruenden befragen, warum sie sich `vorm Examen druecken'. Die Psychologen wollen mit Statistiken und Frageboegen Studierende in Problemgruppen einteilen, um anschliessend besondere Formen von Einzelgespraechen und Gruppenarbeit erproben zu koennen. Die Romanisten gehen von der konkreten Vermutung aus, dass der verzoegerte Abschluss mit dem grossen fremdsprachlichen Anteil und den damit verbundenen Pruefungsaengsten zusammenhaengt und bieten deshalb verstaerkte Beratung an. Die Germanisten wollen u.a. besondere Lern- und Arbeitstechniken der Examensvorbereitung erstellen.
Ein ausgekluegeltes System, das Mut zur Pruefung machen soll, haben sich die Paedagogen ausgedacht. Aufbauend auf Info- Veranstaltungen, Beratungsgespraechen, zusaetzlichen regelmaessigen Examenskolloquien, Simulation von Pruefungsgespraechen wollen sie Studierende zu Pruefungen motivieren und persoenliche Kontakte zwischen Pruefern und Studierenden aufbauen.
Mit Examens-Crash-Kursen im Fach ,Methodenlehre und Statistik" setzen noch gezielter die Sozialwissenschaftler an. Bei ihnen gilt das Fach als wesentliche Huerde. Viele Studierende besuchen mehrfach diese Vorlesung und fuehlen sich dennoch unsicher. Deshalb wollen die Sozialwissenschaftler allen Studierenden ab dem achten Semester, die sich noch nicht zum Examen gemeldet haben, helfen, diese Huerde zu nehmen. UEbrigens: Eine Erfolgskontrolle sehen die bewilligten Antraege zumeist vor. Falls mehr Langzeitstudierende ihre Pruefungen wegen solcher Massnahmen ableisten, sollen sie dauerhaft in den Pruefungsordnungen verankert werden.