Hamburger Muff-Talare in Berlin
Unerhörtes geschah am 9. November 1967 im Auditorium maximum der Universität Hamburg. Würdevoll schritten der Rektor und sein Nachfolger die Stufen des größten Hörsaals hinab. Beide trugen Ornat, Halskrause und auf dem Haupt ein Barrett. Des Rektors Brust zierte die Amtskette. Diesen Auftritt erdreisteten sich zwei Studenten (durch dunkele Anzüge "getarnt") zu stören, indem sie vor den beiden Ordinarien ein Transparent mit der ketzerischen Parole "Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren" nicht nur entrollten, sondern auch hertrugen.
Dieser bundesweit berühmt gewordene Eklat animierte das Deutsche Historische Museum in Berlin, diese Insignien universitärer Pracht- und Machtentfaltung für die Ausstellung "Einigkeit und Recht und Freiheit. Wege der Deutschen 1949 - 1999", die am 23. Mai 1999 im Berliner Martin-Gropius-Bau eröffnet wird, zu entleihen. Bis zum 3. Oktober 1999 sind in der Gemeinschaftsausstellung mit dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik sowie der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland die Amtskette des Rektors und sechs farblich unterschiedliche Talare aus Hamburg zu bestaunen.
Nach dem Ende der Ausstellung kehrt die akademische "Haute Couture" von damals in den "Fundus" der Universität Hamburg zu den übrigen 130 Talaren zurück. Hin und wieder schmückt sich ein Professor bei einem Auslandsaufenthalt mit einem solchen Gewand. Als museumsreifes Relikt hanseatischer Hochschulvergangenheit wird die Kette wieder in einem Tresor des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg deponiert.
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