Jenaer Politikwissenschaftler ermahnt die Parteien zu mehr Basisarbeit
Jena. (11.10.99) Zu einer stärkeren Konzentration auf die unmittelbare politische Arbeit in den Wahlkreisen fordert der Jenaer Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl Schmitt die bundesdeutschen Parteien auf. Sie müssten mehr als Bindeglied zwischen Bürgern und Politik fungieren und Nebentätgkeiten beschränken, sagte der Parteienforscher dem Uni-Journal Jena in dessen aktueller Ausgabe.
Schmitt wörtlich: "Dass Parteienregierungen Aufsichtsräte in Gesellschaften schicken, gehört nun wirklich nicht zu ihrem Aufgabenfeld." Außerdem mahnt er zur Zurückhaltung bei Wahlversprechen, die man hinterher nicht einhalten könne.
Insgesamt sieht der Wissenschaftler aber keinen globalen Vertrauensverlust für die repräsentative Demokratie. Die geringere Wahlbeteiligung bei den Landtags- und Kommunalwahlen in diesem Herbst sei kein Indiz für politisches Desinteresse der Bürger: "Die Wahlbeteiligung bewegt sich in Wellen", so Schmitt, die meisten Nichtwähler seien aus einem bewussten politischen Kalkül nicht zur Wahl gegangen. Wenn man sich die Umfragen ansehe, sei die globale Bereitschaft in der Bevölkerung, sich zu engagieren, seit Mitte der 90er Jahre sogar wieder gewachsen. Allerdings müssten gerade die Menschen in den neuen Bundesländern ihre "Möglichkeiten, die eigenen Interessen zu artikulieren und in eine organisierte Form in das politische System hinein zu transportieren" noch stärker entwickeln, mahnte Schmitt mit Blick auf die eher mitgliederschwachen Parteien- in Ostdeutschland. Eine wirkliche Alternative zur Parteiendemokratie sieht der Wissenschaftler - auch in plebiszitären Formen wie Volksbegehren und Volksentscheid - nicht.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Karl Schmitt
Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/945400.
Das Interview im Wortlaut auf Anfrage oder im www (Externer Link).
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
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