Himmlischer Putzroboter
Das Reinigen der Fassaden und Fenster von Hochhäusern sollte man lieber Robotern überlassen. Denn Maschinen arbeiten rund um die Uhr, bei Wind und Wetter, schwindelfrei selbst in atemberaubender Höhe, zuverlässig, wirkungsvoll und kostengünstig. Mit dem Fassadenreinigungsroboter SIRIUSc haben das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF und die Firma Dornier Technologie ein weltweit einzigartiges System entwickelt. Nun kann manche prächtige Fassade in neuem Glanz erstrahlen.
Seit Urzeiten sind die Menschen sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Helfer zu finden, die ihnen Arbeit erleichtern oder abnehmen. Mit der technologischen Entwicklung wurden die Aufgaben dieser Maschinen immer komplexer, ihre Fähigkeiten immer besser. Nachdem Roboter sich in der industriellen Produktion bewährt haben, verlassen sie nun die Fabriken, um im Dienstleistungsbereich neue Arbeiten zu übernehmen. Sie sind überall da eine Alternative zur manuellen Tätigkeit, wo es sich um schmutzige, gefährliche, schwere oder monotone Arbeiten handelt.
Die Reinigung ist ein typisches Arbeitsgebiet für Serviceroboter. Mit Hilfe neuester Robotertechnik wird es nun möglich, vollständig automatisierte Reinigungssysteme einzusetzen. Die moderne Architektur mit ihren großen Glasflächen und blitzenden Fassaden verlangt geradezu nach solchen Systemen.
So hat das IFF vor einigen Jahren bereits für das Glasdach der Leipziger Messe das weltweit erste vollautomatische Reinigungssystem für gewölbte Glasflächen entwickelt. Mit diesem Pilotprojekt an der weltweit bekannten Glashalle wurde ein Meilenstein für den Einsatz von Fassadenrobotern gesetzt. Die Magdeburger Roboterspezialisten haben gemeinsam mit Reinigungstechnologie-Experten der Firma Dornier Technologie nun den Roboter SIRIUSc entwickelt, der senkrechte Fassaden automatisch reinigt. Es ist der weltweit erste modular aufgebaute Fassadenreinigungsroboter, der alle erforderlichen Komponenten in einem System vereint. »Unser Ziel war die Entwicklung eines Komplettsystems, das neben dem Roboter und dem Reinigungssystem auch die Sicherungstechnik und Medienversorgung bereitstellt«, beschreibt Dr. Norbert Elkmann vom IFF ein wesentliches Herausstellungsmerkmal der Entwicklung. Der Roboter SIRIUSc kann an den unterschiedlichsten Fassaden eingesetzt werden, denn er benötigt keine Führungsschienen oder andere Vorrichtungen zur Bewegung an der Fassade. Zudem erfüllt das Reinigungssystem alle Anforderungen an einen automatischen Betrieb. Es wurde speziell für diesen Einsatzfall entwickelt.
Der Roboter bewegt sich mit Vakuumsaugern an der Fassade entlang. Die vom IFF neuentwickelte Bewegungskinematik ermöglicht die Überwindung typischer Hindernisse wie Abdeckleisten, Lüftungsgitter oder Sonnenschutzlammellen, kann bei größeren Windstärken arbeiten und erfüllt alle Sicherheitsanforderungen. Die Hindernisse werden mit Sensoren automatisch erkannt und die Roboteraktionen selbständig generiert. Durch eine Befahranlage wird der Roboter von oben mit Drahtseilen gehalten.
Das automatische Reinigungssystem Skywipe+ der Firma Dornier Technologie reinigt die Fassade mit Wasser und Bürsten außerordentlich effizient und umweltschonend. Das Reinigungswasser wird abgesaugt, gefiltert und dem Wasserkreislauf wieder zugeführt. Dadurch sind die gereinigten Scheiben sofort trocken, es tropft kein Wasser an der Fassade herunter. Der Wassertank ist auf dem Roboter integriert. Der Roboter SIRIUSc reinigt so bis zu 120 Quadratmeter Fassadenfläche pro Stunde bei sehr geringen Betriebskosten.
Das Interesse an dem Roboter SIRIUSc ist außerordentlich groß. »Aus allen Erdteilen kommen konkrete Nachfragen zu dem Roboter«, fasst Elkmann zusammen. »Viele Interessenten wollen den Roboter an ihrem Hochhaus einsetzen, andere möchten mit uns zusammenarbeiten oder den Roboter vermarkten.« Nicht nur in Europa, sondern sogar in Fernost konnte der Fassaden-Reinigungsroboter SIRIUSc seine Fähigkeiten live demonstrieren: Auf der Internationalen Ausstellung »Cleaning in the new Millennium« Fair Singapore, die das IFF auf eine Anfrage des Ministry of Manpower aus Singapore im Dezember 99 besuchte, war der deutsche Reinigungsroboter Hauptanziehungspunkt und erregte großes Interesse bei Gebäudebetreibern, Dienstleistern und Medien. Durch die zahlreichen Messekontakte konnte das IFF die Voraussetzungen für die Etablierung solcher innovativen Robotersysteme im Fernen Osten schaffen. Die Reaktionen zeigen, dass Serviceroboter im Reinigungsgeschäft eine große Zukunft haben.
Automatische Reinigungssysteme ermöglichen den Architekten völlig neue Perspektiven in der optisch anspruchsvollen Fassadengestaltung. Glas soll transparent bleiben, Spiegelfassaden müssen reflektieren. Ohne Reinigung würde sie bald ein Grauschleier überziehen - und die Außenhaut der Hochhäuser hätte ihre glänzende Wirkung verloren. Damit die Skyline auch in Zukunft leuchtet, brauchen Wolkenkratzer himmlische Putzroboter, die von oben herabschweben, um für Glanz und klare Sicht zu sorgen.
Franz Miller
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Dr. Norbert Elkmann
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Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb
und -automatisierung IFF
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