Ostdeutsches Baugewerbe: Stimmungseinbruch im Februar
Die Geschäftslage im ostdeutschen Baugewerbe ist im Februar stärker als saisonüblich eingebrochen. Die ca. 300 regelmäßig vom IWH befragten Bauunternehmen melden einen Stand der laufenden Geschäfte, der sich nicht nur gegenüber der vorangegangenen Umfrage im Dezember, sondern auch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich verschlechtert hat.
(Erschienen in: IWH-Wirtschaft im Wandel 4/2000 oder unter www.iwh.uni-halle.de)
Zugleich wird damit das Rekordtief vom Februar 1996, dem ein ungewöhnlich kalter Winter zugrunde lag, eingestellt. Da der Saisoneinfluss aufgrund des milden Winters in diesem Jahr keine überdurchschnittliche Bedeutung haben dürfte, zeigt das Unterschreiten des Standes vor Jahresfrist eine Verschärfung der insgesamt schwierigen Situation im ostdeutschen Baugewerbe an. Mit einem Anteil von zwei Dritteln stuft die Mehrheit der Befragten das aktuelle Baugeschäft mit "schlecht" oder "eher schlecht" ein. Dabei zieht sich das deutliche Übergewicht pessimistischer Stimmen durch alle Bausparten und reicht von 61 vH im Ausbaugewerbe über 69 vH im Tiefbau bis hin zu 72 vH im Hochbau. Im Hoch- und Ausbau erreicht der Indikator sogar den jeweils tiefsten Wert seit Beginn der Befragung im Jahre 1993.
Ihre Geschäftsaussichten für die nächsten Monate bewerten die Unternehmen zwar saisonbedingt wieder optimistischer als im Dezember. In Vorjahresvergleichen ergibt sich allerdings auch hier ein erheblicher Niveauverlust. Der Saldo aus den positiven und negativen Urteilen liegt deutlich unter den Februarwerten der vergangenen Jahre. Im Vergleich der Sparten fallen die Produktionserwartungen besonders stark im Hoch- und Tiefbaubaubereich ab. Das bestätigen auch die Auftragseingänge der amtlichen Statistik, wobei sich im ohnehin schwachen Wohnungsbau der Nachfragerückgang in den letzten beiden Quartalen des zurückliegenden Jahres saisonbereinigt mit 9 vH im dritten und 12 vH im vierten Quartal nochmals beschleunigt hat. Dagegen bleibt das Ausbaugewerbe laut Meldung der Unternehmen von einem erneuten gravierenden Nachfrageeinbruch verschont. Der Indikatorwert für die Geschäftsaussichten verharrt hier nahezu auf dem niedrigen Stand vom Vorjahr.
Neben den düsteren Produktionsaussichten dürften sich auch die Ertragserwartungen im Stimmungsbild niedergeschlagen haben. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Preisdrucks infolge der Nachfrageschwäche gehen 63 vH der Hoch- und Tiefbau- bzw. 54 vH der Ausbauunternehmen von einer weiteren Verschlechterung der Ertragslage aus.
Brigitte Loose
Institut für Wirtschaftsforschung Halle
Abteilung Konjunktur und Wachstum
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