Partnerschaft mit Al-Azhar-Universität im Gaza-Streifen
Marburger Philipps-Universität kooperiert als erste deutsche Hochschule mit einer im Gaza-Streifen gelegenen Hochschule.
Die Philipps-Universität Marburg und die palästinensische Al-Azhar-Universität im Gaza-Streifen sind künftig partnerschaftlich verbunden. Ein entsprechender Vertrag wurde heute von den beiden Universitätspräsidenten Professor Werner Schaal und Professor Riyad El-Khoudary in Marburg unterzeichnet. Die Philipps-Universität unterhält damit als erste deutsche Hochschule Partnerschaftsbeziehungen zu einer im Gaza-Streifen gelegenen Universität.
Ziel der "Ausbildungspartnerschaft" ist es insbesondere, junge Palästinenser in Marburg zu wissenschaftlichen Nachwuchskräften auszubilden, um sie später im Heimatland in der Lehre einsetzen zu können. Dafür stehen in begrenzter Zahl Stipendien der hessischen Landesregierung zur Verfügung. Zwei palästinensische Studierende der Mikrobiologie und zwei Pharmaziestudenten sind bereits seit einigen Semestern in Marburg immatrikuliert. Im Gegenzug besucht zurzeit der erste Marburger als Post-Graduierter der Politikwissenschaft die Al-Azhar-Universität.
Die Al-Azhar-Universität wurde vor rund einem Jahrzehnt als laizistische, also nicht vom Islam beeinflusste Universität gegründet und soll zur palästinensischen Nationaluniversität ausgebaut werden. Sie zählt aktuell rund 15 000 Studierende, von denen 40 % Frauen sind. Trotz des relativ hohen Frauenanteils gibt es allerdings keine Koedukation, Studentinnen und Studenten werden vielmehr in getrennten Kursen unterrichtet.
Es handelt sich um eine Universität in einem sozialen Brennpunkt. In unmittelbarer Nachbarschaft des Universitätsstandortes befinden sich große Flüchtlingslager, die von der UNO verwaltet werden. Entsprechend rekrutiert sich die Studentenschaft neben Palästinensern vorwiegend aus Flüchtlingen. Das Fächerspektrum umfasst Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Das Studium führt bis zum Bachelor-Abschluss. Wissenschaftlich ist die Al-Azhar-Universität stark von Professoren geprägt, die eine Ausbildung in Deutschland absolviert haben. Auch Universitätspräsident Professor Khoudary, ein Geologe, hat in den sechziger Jahren an der TU Stuttgart studiert und dort nach dem Diplom auch promoviert.
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