Ludwigshafener FH-Professor fordert Telematik-Feldversuch in der Medizin
Ein Feldversuch soll zeigen, welch großen Nutzen die Patienten von der Einführung von Telematik in der Medizin haben werden. Hierfür plädiert Dr. iur. Heinrich Hanika, Professor an der Fachhochschule Ludwigshafen - Hochschule für Wirtschaft. Nach Prof. Hanikas Einschätzung wird die flächendeckende Einführung von modernen Informations- und Kommunikationstechniken im Gesundheitswesen nicht nur das Wohl der Patienten steigern, sondern gleichzeitig zu erheblichen Kosteneinsparungen führen.
Telematik-Anwendungen beinhalten unter anderem regionale Datennetze, die die Praxen niedergelassener Ärzte mit Krankenhäusern verbinden und so den Informationsaustausch erleichtern. Elektronische Krankenakten zählen genauso zur Telematik wie der Einsatz von Computern bei Operationen.
Nach Angaben der Unternehmensberatung McKinsey hat allein der Verkauf von Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen auf elektronischem Wege in Europa ein Marktpotential von 100 Milliarden Euro. "Dank Telematik könnte der mündige Gesundheitsbürger im Gesundheits- und Sozialsystem eine neue Rolle als informierter Entscheidungsträger im Behandlungsablauf erhalten", prognostiziert Prof. Hanika. "Belastende Wiederholungsuntersuchungen könnten reduziert werden, und die patientenfreundliche Versorgung im häuslichen Umfeld könnte auf ein bisher nicht gekanntes Niveau angehoben werden." Statt akuter Heilung und Pflege würden Gesundheitsfürsorge und Krankheitsprävention stark in den Vordergrund rücken, ist sich Prof. Hanika sicher.
Bis es soweit ist, müssen einige Probleme gelöst werden. So fehlen bislang die rechtlichen, technischen, medizinischen und ethischen Standards auf nationaler und internationaler Ebene. Außerdem seien eine Reihe von Haftungs-, Versicherungs- und Datenschutzfragen noch nicht geklärt, weiß Prof. Hanika, der an der Ludwigshafener Wirtschaftshochschule das Lehrgebiet Internationales Privatrecht, Europarecht sowie Wirtschaftsrecht vertritt. Standesorganisationen hätten Angst vor der "Verwerfung ihrer Berufsbilder" und in Kliniken und Praxen fehle bislang die Investitionsfähigkeit und -bereitschaft, so Prof. Hanika.
Um eine Kommunikationsbasis zu schaffen, auf der regionale Lösungen aufsetzen können, macht sich Prof. Hanika für einen Feldversuch stark. Wo dieser statt finden soll, ist klar. "Das Gesundheitsnetz Rhein-Neckar-Dreieck ist aufgrund der vielfältigen Vorleistungen bei entsprechender Anschubfinanzierung in der Lage, einen längst überfälligen Feldversuch umzusetzen."
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