Universität Heidelberg verlieh Ehrendoktorwürde an Prof. Dr. Ferenc Mádl
Herausragendes wissenschaftliches AEuvre des ungarischen Staatspräsidenten wurde damit gewürdigt - Verdienste um die Partnerschaft zwischen den Juristischen Fakultäten der Eötvös-Loránd-Universität Budapest und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
"Prof. Dr. Ferenc Mádl mit seinen Arbeitsschwerpunkten im Internationalen Privatrecht, in der Privatrechtsvergleichung und im internationalen Wirtschaftsrecht hat sein Gespür für kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Zivilrechts geradezu prädestiniert, den Weg zu den Möglichkeiten und Grenzen des wiederentdeckten und neuentstehenden Europäischen Privatrechts und damit zum Europäischen Integrationsrecht insgesamt zu finden", sagte Prof. Dr. Peter-Christian Müller-Graff, Dekan der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg, heute bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde an den ungarischen Staatspräsidenten anlässlich der Promotionsfeier der Juristischen Fakultät. Die Fakultät ehre in dem herausragenden Wissenschaftler zugleich einen Kollegen, der den akademischen Austausch zwischen Heidelberg und Budapest auf der Ebene der beiden Juristischen Fakultäten mit Leben erfüllt und vielfach gefördert habe.
Geboren 1931 in Bánd in der Nähe des Plattensees studierte Ferenc Mádl nach seinem humanistischen Abitur in Veszprém Rechtswissenschaften zunächst in Pécs und danach an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. Nach Abschluss seines Studiums 1955 und einem Studienaufenthalt an der Faculté Internationale de Droit Comparé in Straßburg erfolgte seine Habilitation in Budapest. An der Eötvös-Loránd-Universität leitete er zunächst das Institut für Zivilrecht, ehe er ab 1985 das Fach "Internationales Privatrecht" an der Juristischen Fakultät übernahm.
Im Jahr 2000 zum Staatspräsidenten von Ungarn gewählt
Gastprofessuren führten ihn in die USA und nach Deutschland, 1989 wurde er zum Schiedsrichter im Rahmen des "International Center for the Settlement of Investment Disputes" in Washington ernannt, 1991 in das "Institut de Droit International" gewählt, 1993 Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, 1999 Ritter der französischen Ehrenlegion. In der ersten aus freien Wahlen hervorgegangenen ungarischen Regierung wurde Prof. Mádl Minister ohne Portefeuille, später Minister für Kultur und Erziehung, im Jahr 2000 wurde er zum Staatspräsidenten von Ungarn gewählt.
Seine Arbeiten widmete Prof. Mádl vor allem dem Internationalen Privatrecht, dem Internationalen Einheitsrecht, dem Europäischen Privatrecht, dem Außenwirtschaftsrecht und der zivilistischen Rechtsvergleichung. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze, die international große Beachtung fanden. "Während häufig die kollisionsrechtliche Methode der Verweisungen und die internationale Vereinheitlichung der Sachnormen die Forschung spalten, gelingt Herrn Mádl eine Gesamtschau", sagte Prof. Dr. Erik Jayme in seiner Laudatio während der Feier.
Als Generalberichterstatter zu dem Thema "Joint Ventures zwischen Unternehmen verschiedener Wirtschaftssysteme" auf dem Internationalen Kongress für Rechtsvergleichung von Montreal gelang es Prof. Mádl, in der Zeit der Wende in seinem vielbeachteten Beitrag die Grundstrukturen der neuen Ordnungsaufgaben herauszuarbeiten und die Instrumente aufzuzeigen, welche die Rechtsvergleichung für die Bewältigung der Herausforderungen bereithält.
Die große Aufgabe der Angleichung der osteuropäischen Rechtssysteme an das Gemeinschaftsrecht untersucht Prof. Mádl vor allem aus einem rechtshistorischen Ansatz. In seinem Beitrag zur Festschrift für den Wiener Rechtsgelehrten Fritz Schwind beschreibt er die Entstehung der ungarischen Rechtskultur aus einem Dialog mit dem römischen Recht und der Rechtswissenschaft, wie sie an den europäischen Universitäten gelehrt wurde, so dass es nach seinem Urteil heute um eine Reintegration des ungarischen Rechts in das europäische Rechtssystem geht.
Mit der Verleihung der Doktorwürde honoris causa ehrt die Juristische Fakultät zugleich den Mitbegründer und Förderer der seit fast zwanzig Jahren bestehenden Partnerschaft zwischen den Juristischen Fakultäten der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest und der Ruperto Carola. "Ungarns Vorsprung unter den Reformstaaten in der Transformation der Rechtsordnung verdankt sich nicht zuletzt der von ungarischen Wissenschaftlern wie Prof. Mádl schon lange vor der Wende initiierten und getragenen geistigen Offenhaltung ihres Landes", sagte Prof. Müller-Graff bei der Verleihung.
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