Senat der Universität Heidelberg stimmt neuem BA-/MA-Studiengang "Computerlinguistik" zu
Neuphilologische Fakultät: In Heidelberg ist der Ruf nach einem international akkreditierten Studiengang in der Computerlinguistik besonders stark - Nahezu die Hälfte der gegenwärtigen Studenten sind Ausländer - Auch die deutschen Absolventen rechnen sich globale Berufschancen aus
Der Senat der Universität Heidelberg stimmte in seiner jüngsten Sitzung der Einrichtung eines neuen Bachelor- und Masterstudienganges "Computerlinguistik" zu. Wie es in einem Konzept der Neuphilologischen Fakultät heißt, ist in Heidelberg "der Ruf nach einem international akkreditierten Studiengang in der Computerlinguistik besonders stark, weil nahezu die Hälfte der gegenwärtigen Studenten Ausländer sind und sich auch die deutschen Absolventen globale Berufschancen ausrechnen". Es wird angestrebt, für den Studiengang die Akkreditierung als European Masters in Language and Speech zu erwerben.
Computerlinguistik beschäftigt sich mit der maschinellen Verarbeitung von Sprache. "Language Engineering" oder "Human Language Technology" ist ein wichtiger Teil der Informationstechnik, denn der überwiegende Teil aller Information ist in sprachlicher Form gespeichert und wird sprachlich nachgefragt. Sprache ist das Material, aus dem das Internet besteht. Viele technische Systeme werden zunehmend über Spracheingabe und Sprachausgabe bedient.
Produkte, zu deren Entwicklung man Computerlinguisten braucht, sind zum Beispiel Textverarbeitung - mit Stilhilfen, Rechtschreibkorrektur, Grammatikprüfung, intelligenten Suchfunktionen -, Programme zur Überwindung von Sprachbarrieren in der weltweiten Kommunikation - wie maschinelle Übersetzung, multilingualen Diensten -, Erschließung und Auffindung von Information oder die Modellierung von Wirklichkeitsbereichen und die Kommunikation darüber - zum Beispiel Bildbeschreibung, Navigationssysteme, Frage-Antwort-Systeme, Expertensysteme.
Seit 1993 Computerlinguistik in Heidelberg als herkömmlicher Studiengang
Seit 1993 kann man Computerlinguistik an der Neuphilologischen Fakultät der Universität Heidelberg im herkömmlichen Magister-Studiengang als Haupt- und Nebenfach und als Promotionsfach studieren. Der Studiengang "Computerlinguistik" zählte im Wintersemester 2000/2001 234 Studenten, 176 davon im Hauptfach. Im selben Semester hatte Heidelberg mit 75 Neulingen die größte Zahl von Studienanfängern unter allen Computerlinguistik-Studiengängen in der Bundesrepublik.
Die Fakultät strebt nun an, einen gestuften BA-/MA-Studiengang Computerlinguistik einzuführen, dessen Studienordnung internationalen Standards entspricht. In Baden-Württemberg füllt der Bachelor, der in sechs Semestern erreicht werden kann, eine Lücke. Besonders ausländische Studenten sind an einem in kürzerer Frist erreichbaren Abschluss interessiert.
Durch ihr Konzept einer fakultätsübergreifenden anwendungsorientierten Informatik unterscheidet sich die Universität Heidelberg deutlich von Universitäten mit reiner Informatik. Standen bei der klassischen Informatik die Eigenschaften einer Rechenmaschine im Zentrum, so geht es heute zunehmend um Computermodelle von Wirklichkeiten, das heißt um die Simulation biologischer, medizinischer, physikalischer, geographischer, wirtschaftlicher und kognitiver Phänomene.
Das Profil des neuen BA-/MA-Studienganges Computerlinguistik liegt in der Verbindung von sprachwissenschaftlicher Sachkompetenz und ingenieurmäßiger Softwareentwicklung. Der BA-Abschluss ist in drei Jahren zu erreichen. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt in diesem Abschnitt auf der Methodik empirischen Arbeitens und den Kriterien für eine exakte Beschreibung sprachlicher Phänomene, gepaart mit extensiver Programmiererfahrung. Ziel ist die Befähigung zur professionellen Erledigung von Aufgaben - im Gegensatz zu einer reinen Anhäufung von Wissen. Dem Berufsbild der Absolventen entspricht der qualifizierte Mitarbeiter in industriellen Projekten mit Anteilen maschineller Sprachverarbeitung oder Sprachdatenakquisition.
Master-Abschluss in weiteren zwei Jahren
Der Master-Abschluss ist in weiteren zwei Jahren zu erreichen. Der Schwerpunkt liegt nun auf der selbstständigen wissenschaftlichen Untersuchung und Lösung von komplexen Sprachverarbeitungsaufgaben. Ziel ist die Befähigung zur Generalisierung, Abstrahierung, Modellbildung. Auch Erfahrungen in Organisation und Management sind ein Ausbildungsziel. Das Berufsbild der Absolventen mit MA ist der verantwortliche Projektleiter in der Softwareentwicklung oder bei einem Anbieter der "Language Industry".
Es ist erwünscht, dass Absolventen des Studienganges ein Semester im Ausland verbringen.
Nach Worten des Rektors der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Jürgen Siebke, ist es nun erforderlich, dass die Computerlinguistik im Professorenbereich personell gestärkt wird.
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