Helfen statt abstrafen!
Stellungnahme des DSW bezüglich der Urteile zu Studiengebühren für Langzeitstudierende: Helfen statt abstrafen!
(Berlin, 26. Juli 2001) Das Deutsche Studentenwerk (DSW) bewertet die vier Urteile des Bundesverwaltungsgerichts vom 25. Juli zur Erhebung von Studiengebühren in Baden-Württemberg auf der Grundlage von empirischen Erhebungen als kritisch.
"Auch wenn das Bundesverwaltungsgericht feststellte, dass Studiengebühren für Langzeitstudierende ein rechtlich zulässiges Mittel sind, so sind sie als Regulierungsinstrument mehr als fragwürdig", so der Präsident des DSW, Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens. "Wer Studienzeiten verkürzen will, muss für eine sichere Studienfinanzierung, eine gute Studienberatung und auch für Studienreformen sorgen", so Rinkens weiter. Natürlich hätten Studierende auch eine persönliche Verantwortung für ein zielgerichtetes Studium, vor allem aber sei die Politik in der Verantwortung, die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium zu schaffen, unterstrich der Präsident.
"Die Daten der Sozialerhebung, die die sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen der Studierenden umfassend wiedergeben, räumen mit dem Klischee der 'Bummelstudenten' auf", betonte Rinkens. Die Wirklichkeit sei - wie so oft - wesentlich differenzierter:
Von hundert Langzeitstudierenden an den Universitäten sind 33 in sprach- und kulturwissenschaftlichen und 34 in natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen immatrikuliert. Zum Vergleich: Von hundert Studierenden im ersten bis siebten Semester sind 24 in sprach- und kulturwissenschaftlichen und 27 in natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen eingeschrieben. Damit sind beide Gruppen bei den Langzeitstudierenden überproportional vertreten. Dem gegenüber machen Mediziner, Juristen und Pädagogen unter Langzeitstudierenden einen geringeren Anteil aus als unter den Studierenden im ersten bis siebten Semester insgesamt.
"Als Gründe für lange Studienzeiten werden u.a. der Wechsel des Studienfachs, Auslandsaufenthalte und Unterbrechungen aufgrund von Krankheit und persönlichen Problemen benannt. Als häufigster Unterbrechungsgrund werden finanzielle Probleme angegeben, denn 40 Prozent der Langzeitstudierenden sind ehemalige BAföG-Empfänger und sie müssen nun ihr Studium mit Jobs finanzieren", so der Präsident. "Vergleicht man das Studierverhalten der Langzeitstudierenden mit dem aller Studierenden, stellt man fest, dass 32 Prozent der ersten Gruppe die Universität wechseln und 27 Prozent einen studienbedingten Auslandsaufenthalt einschieben, während es im Durchschnitt bei allen Studierenden nur 16 beziehungsweise 19 Prozent sind."
"Wer stolz darauf ist, von Langzeitstudierenden Millionen zu kassieren, muss sich fragen lassen, was an seinem System falsch ist, da so viele Studierende nicht in angemessener Zeit ihr Studium beenden können. Helfen statt abstrafen - das ist die Aufgabe von Politik und Hochschulen. Dies wäre der richtige Weg, der nicht nur die amtliche Studentenstatistik gefälliger gestalten, sondern auch den Studienerfolg fördern würde", schloss der Präsident.
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