Medizingeschiche im Film
Hamburg. Der Naturwissenschaftler kommt in Film und Fernsehen schlecht weg. Meistens jedenfalls. Fernsehdokumentationen zeigen oft nur den genialen aber sozial isolierten Einzelkämpfer oder das Bild eines über Leichen gehenden Opportunisten. Das zumindest meint Dunja Noack. Auf der 84. Jahrestagung der DGGMNT in Hamburg diskutiert die britische Redakteurin für dokumentarischen
Film gemeinsam mit Wissenschaftshistorikern, Kommunikationswissenschaftlern und TV-Kollegen über das Bild der Medizingeschichte in Film und Fernsehen.
Die Darstellung historischer Themen kommt nicht ohne dramaturgische Elemente aus, bestätigt Christian Floto vom Institut für Wissenschaftlichen Film in Göttingen. Medien neigen zum Beispiel dazu, wissenschaftliche Errungenschaften an einer Person fest zu machen. Das führt zwangsläufig zu Vereinfachungen. Und für Historiker ist eine solche Darstellung häufig unzulässig.
Während Redaktionen die spannende Geschichte suchen, hat Geschichte die Aufgabe, komplexe Zusammenhänge darzustellen. "Im Gegensatz zu den Medien ist die Geschichtsschreibung nicht darauf ausgerichtet, zu erstaunen, sie muss erklären², sagt Dr. Giovanni Maio vom Zentrum für Ethik und Recht in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg. Trotz aller Kontroversen
glaubt Maio an einen Kompromiss, wenn Historiker und Journalisten stärker zusammenarbeiten würden. Medien haben keine andere Wahl, als Geschichte in Geschichten zu erzählen. "Wenn sich die Zuschauer mit einem Thema
identifizieren sollen, reicht es nicht aus, eine Vorlesung wieder zu geben. Das Fernsehen muss das spezifische Vermittlungspotenzial als audiovisuelles Medium nutzen.²
Weitere Informationen:
Dr. Giovanni Maio
Zentrum für Ethik und Recht in der Medizin (ZERM),
Universitätsklinikum Freiburg
Elsässer Str. 2m Haus 1A, 79119 Freiburg,
Tel.: 0761/270 7267, Fax: 0761/270 7268
Maio@sfa.ukl.uni-freiburg.de
Weitere Informationen:
http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/dggmnt/tagungen/tagung2001.html