DFN-Verein präsentiert Projekte aus seinem Forschungs- und Entwicklungsprogramm
Zu einem vom Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes e.V. ausgerichteten Symposium über Fragen der wissenschaftlichen Netznutzung treffen sich Computerwissenschaftler, Informatiker und Netzwerkspezialisten am Montag und Dienstag kommender Woche im Konrad-Zuse-Zentrum Berlin. Das Symposium soll erörtern, welche Forschungs- und Entwicklungsaufgaben auf deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Bezug auf netzgestütztes Arbeiten und Forschen zukommen werden. In Ergänzung zu der Diskussion über die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte präsentiert der Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes e.V. - DFN-Verein - Ergebnisse seines laufenden F&E-Programms.
Etwa 150 Wissenschaftler, die sich vornehmlich mit Fragen der Konzeption, des Auf- und des Ausbaus innovativer Kommunikationsnetze befassen, werden sich am Montag, dem 19. November und am darauffolgenden Dienstag im Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB) zusammenfinden, um im Rahmen eines DFN-Symposium Möglichkeiten und Erfordernisse netzgestützten wissenschaftlichen Arbeitens zu erörtern und sich über Ergebnisse ihrer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit auszutauschen. Im Rahmen des zum zwölften Mal stattfindenden Treffens präsentiert der DFN-Verein am ersten Tag Ergebnisse seines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bmb+f geförderten Forschungs- und Entwicklungsprogramms. "Dabei soll es sich vorrangig um Projekte handeln, die einen großen Nutzerkreis ansprechen bzw. über den DFN-Bereich hinaus ihren Erfolg gezeigt haben", so Dr. Peter Kaufmann, verantwortlich für den Entwicklungsbereich im DFN-Verein. Zu den Vortragenden des Symposiums gehört auch Dr. Uwe Thomas, Staatssekretär im Forschungsministerium, mit einem Beitrag über das "Internet als Großgerät" für Forschung und Wissenschaft.
Schwerpunkt der Präsentation bilden neue Formen netzbasierten Arbeitens, die über die heute verbreiteten Konzepte der Internet-Nutzung hinausgehen. So etwa das Paderborner Open-Source-Projekt Open sTeam, das sich zum Ziel gesetzt hat, die "passive" Form der Netznutzung, bei der das Netz lediglich zum Abruf von Daten via WWW oder FTP verwandt wird, durch eine Vereinfachung "aktiven" Arbeitens im Netz zu bereichern. Die Paderborner Informatiker um den vormals in Berlin lehrenden Professor Reinhardt Keil-Slawik haben zu diesem Zweck eine Plattform geschaffen, die ermöglicht, Dokumente, Bilder und andere Artefakte virtuell und in Gruppen zu bearbeiten, Seminare im Cyberspace zu organisieren oder einfach einen öffentlichen Raum einzurichten, der von beliebig vielen Surfern "betreten" werden kann.
Weit jenseits üblicher Netzaktivitäten liegen auch die Grand-Challenge-Projekte TIKSL (Tele-Immersion: Kollision Schwarzer Löcher) und GRIKSL (Gridsimulation: Kollision Schwarzer Löcher), die in Zusammenarbeit zwischen dem Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam und dem Konrad-Zuse-Zentrum in Berlin durchgeführt werden. Als Beitrag für die Erschließung von Netzen für die Wissenschaft werden Messdaten aus der Astrophysik an entfernt liegende Großrechner übertragen und nach ihrer Weiterverarbeitung in einem Grid-Verbund an eine Vielzahl von Workstations gesandt, wo sie zu eindrucksvollen Simulationen verarbeitet werden. Die Datenmengen, die im Rahmen solcher Simulationsrechnungen das Netz passieren, bringen bisher selbst Großrechenanlagen wie den Potsdamer Supercomputer Cray-xxx an seine oberen Leistungsgrenzen. "In Zukunft", so Dr. Peter Kaufmann, "werden derartige Operationen verstärkt aufgesplittet und auf eine Vielzahl kleinerer Rechner verteilt. Leistungen, die heute noch im Innern eines einzigen Rechners mit hunderten, parallel arbeitenden Prozessoren erbracht werden, werden künftig über das Internet an verschiedenen Standorte abgewickelt und anschließend wieder zusammengeführt." Das vom DFN-Verein betriebene Gigabit-Wissenschaftsnetz ermöglicht hierbei Transferraten, die bis zu 40.000 mal größer sind als die Übertragungsleistungen via ISDN.
Gleichwohl wird das Internet in Zukunft immer mehr von jenem Datenverkehr übernehmen, der heute auf wenigen Zentimetern Kabelverbindung im Innern eines Rechners bzw. im LAN einer wissenschaftlichen Einrichtung fließt. Der in der Wissenschaft deutlich spürbare Trend zu Formen des "verteilten Rechnens" könnte in der Zukunft auch die private Nutzung betreffen, etwa, wenn ein Videoschnittprogramm nicht mehr auf der heimischen Festplatte installiert wird, sondern von beliebigen Endgeräten aus über das Netz angesteuert wird.
Die Themen des im Anschluss an die Projektpräsentation stattfindenden Symposiums, an dem sich Grundlagenforscher, Informatiker und Experten für technische Kommunikation beteiligen, kreisen unter anderem um die Frage, welche Technologien für das "Next-Generation-Internet" entwickelt werden müssen. Im Gegensatz zu den derzeit am IT-Markt angebotenen "Best-Effort" Internet-Diensten, die zwar sehr leistungsfähig sind, die aber keine Garantien für eine einwandfreie Übertragung geben können, bedarf es z.B. für das verteilte Arbeiten via Internet größerer Dienstgüte. "Quality of Service ist eines der großen Themen der Zukunft. Denn 99,9 % Erfolgsquote sind zu wenig, wenn es um die Übertragung sensible Daten geht", so Dr. Bernd Rauschenbach, DFN-Experte für QoS und Ipv6. Als sensibel sind dabei nicht allein wissenschaftliche Rechenoperationen anzusehen, sondern auch Video-Streaming im Rahmen telemedizinischer Zusammenarbeit mehrerer Chirurgen an unterschiedlichen Kliniken oder die simple Übertragung persönlicher Informationen im Rahmen der geplanten Virtualisierung der Verwaltungen.
Weitere Themen des Symposiums betreffen Sicherheitsfragen im Netzverkehr und zukünftige Dienste, die über das Internet angeboten werden, wie etwa hochqualitative Videokonferenzdienste oder Peer-to-Peer-Netze für die Kommunikation und den Informationsaustausch über das Internet.
Die DFN-Projektpräsentation und das anschließende DFN-Symposium, finden am Montag, dem 19. November 2001 ab 10.45 Uhr bzw. am Dienstag, dem 20.11.2001 ab 9:00 Uhr im Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB) in der Takustr. 7 in Berlin-Dahlem statt.
Die Teilnahme am DFN-Symposium ist unentgeltlich und für alle Interessierten offen.
Weitere Informationen:
http://www.dfn.de/projekte/symposium/