Wissenschaftsrat akkreditiert International University Bremen und empfiehlt Aufnahme in Anlage HBFG
Der Wissenschaftsrat hat während seiner Herbst-Sitzungen Stellungnahmen zur vorläufigen Akkreditierung der International University Bremen (IUB) und zu ihrer befristeten Aufnahme in das Hochschulverzeichnis des Hochschulbauförderungsgesetzes verabschiedet. Er hält die von der IUB erarbeitete Konzeption und ihre geplante Struktur als private Hochschule für kohärent und tragfähig. Die IUB erfüllt die Voraussetzungen, um den Studienbetrieb aufzunehmen und mit der Forschung zu beginnen.
Die IUB strebt eine enge Verbindung von Forschung und Lehre an und will diese auf allen Ebenen ihrer Studienprogramme realisieren. Sie hat als eine der ersten Universitäten in Deutschland ein überzeugendes Konzept für universitätsspezifisch grundlagenorientierte Bachelor-Studiengänge erarbeitet. Wesentliches Charakteristikum der IUB ist das College-System, das auf dem Campus der IUB ein wissenschaftsbezogenes Lebensumfeld ermöglicht. Es ist in Deutschland bisher in dieser Form nicht anzutreffen. Auch die geplante Struktur des Lehrkörpers ist für das deutsche Hochschulsystem neuartig. Aufgrund der im Vergleich mit deutschen Universitäten fast halbierten Lehrverpflichtungen der Professoren können diese sich stärker der Forschung widmen. Allerdings verfügen sie in der Grundausstattung über keine wissenschaftlichen Mitarbeiter. Die internationale Ausrichtung ist von konstitutiver Bedeutung für die IUB. Zur Aufnahme des Studienbetriebes ist es ihr gelungen, einen hohen Anteil der Studienanfänger aus dem Ausland zu gewinnen. Hervorzuheben ist der ambitionierte Versuch der IUB, als private Hochschule ein relativ breites Fächerspektrum anzubieten und dabei sowohl natur- und ingenieurwissenschaftliche als auch sozial- und geisteswissenschaftliche Fachgebiete zu etablieren.
In seiner Stellungnahme zur befristeten Aufnahme in das Hochschulverzeichnis des HBFG stellt der Wissenschaftsrat fest, dass die IUB geeignet ist, mit ihrer Konzeption das bestehende deutsche Hochschulsystem zu bereichern. Aufgrund ihrer neuartigen Konzeption besitzt sie IUB Pilotcharakter und wird somit dem Kriterium, hochschulpolitisch erforderlich zu sein, gerecht. Die IUB fügt sich sowohl nach ihrer Konzeption wie auch nach Studienangeboten in die Hochschul- und Ausbauplanung des Landes gut ein. Ohne die Gründung der IUB müsste das Land Bremen Mittel für den weiteren Ausbau seiner staatlichen Hochschulen bereitstellen. Die IUB ergänzt und erweitert nicht nur die bestehende universitäre Forschung und Lehre im Land Bremen, sondern trägt mit ihrem Konzept und ihrem Studienangebot auch über die Landesgrenzen hinaus zur Vielfalt des Studienangebots im deutschen Hochschulsystem bei. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, die IUB für einen befristeten Zeitraum, zunächst für die Dauer der vorläufigen Akkreditierung (5 Jahre), insgesamt nicht länger als 6-8 Jahre in das Hochschulverzeichnis des Hochschulbauförderungsgesetzes aufzunehmen.
Die IUB hat mit der Anschubfinanzierung des Landes Bremen einen massiven Mittelzufluß erfahren. Die IUB kann darüber hinaus nicht mit weiteren Zuwendungen öffentlicher Mittel für laufende Ausgaben rechnen. Zur Erhöhung ihres Kapitalstocks sollen künftig ausschließlich Spenden beitragen. Die gewählte Form der Finanzierung und das dabei erforderliche Zusammenwirken von staatlicher und privater Seite ist in diesem Umfang im deutschen Hochschulsystem neuartig. Sie dienen nicht zuletzt dem Ziel, privates Kapital für Hochschulzwecke zu gewinnen. Die von der IUB entwickelte Finanzplanung erscheint aus gegenwärtiger Sicht in den nächsten fünf Jahren insgesamt tragfähig. Der Aufbau einer privaten Universität erscheint einerseits hochschulpolitisch reizvoll, ist aber andererseits längerfristig risikobehaftet. Mit der bisherigen Entwicklung der Spendeneinnahmen ist eine wichtige Grundlage für den sukzessiven Aufbau des Kapitalstocks geschaffen. Gleichwohl ist offen, ob die sehr anspruchsvolle Vorgabe der vorgesehenen Spendeneinnahmen in Höhe von 60 Mio. DM jährlich erreicht werden kann. Wichtige Förderinstitutionen werden überdies anteilige overhead-Kosten bei der Einnahme von Drittmitteln auf absehbare Zeit nicht tragen. Die Personalausgaben berücksichtigen nicht die in wenigen Jahren anstehenden Bleibeverhandlungen der Professoren sowie die tarifvertraglichen Steigerungen. Außerdem kann die in diesem Jahr erstmals praktizierte und für die Folgejahre weiterhin geplante Zulassungspraxis für (mehr als) 50% der Studierenden zu einer Befreiung von Studiengebühren führen.
Der Wissenschaftsrat betont daher, dass eine belastbare Prognose der Entwicklung der Einnahmen derzeit weder in der Aufbauphase noch für die Zeit danach möglich ist. Das insgesamt überzeugende Konzept der International University Bremen verdient einen Vertrauensvorschuss der Wissenschaftspolitik, der Fördereinrichtungen sowie der Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen, nicht nur jener, mit denen sie unmittelbar kooperieren wird.
Hinweis: Die Stellungnahmen (Drs. 5068/01 und Drs. 5069/01) werden im Internet (www.wissenschaftsrat.de) als Volltext veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates schriftlich oder per eMail angefordert werden.
Weitere Informationen:
http://www.wissenschaftsrat.de
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