Landeslehrpreis
Verständlich ohne Joystick
Landeslehrpreis 2001/2002 an Professor Claus Dietmayer
Den "guten Hochschullehrer" hat die baden-württembergische Landesregierung bisher nicht definiert. Den "besonders guten Hochschullehrer" zeichnet sie seit 1993 alljährlich mit dem Landeslehrpreis aus. Den empfängt an der Universität Ulm für 2001/2002 am 11. Januar 2002 Prof. Dr.-Ing. Klaus Dietmayer aus der Abteilung Meß-, Regel- und Mikrotechnik.
Was ist das Preiswürdige an Dietmayers Lehre? Nun, zunächst gelingt es ihm offenbar, sich verständlich zu machen. Er beherrscht die seltene Kunst des Erklärens und wendet sie an. Seine beiden Vorlesungen über Meßtechnik ergänzen einander inhaltlich; dazu hat er Übungen getextet, die den Lernstoff anhand praxisnaher Beispiele trainieren. Zweitens: Mit Dietmayers Lektionen kann der Studierende etwas anfangen. Selbst aus der Praxis kommend, weiß er, was am Markt gefragt ist. So bringt er in der Blockveranstaltung "Qualitätswissenschaften" die frischesten Probleme und Methoden auf den Tisch - alles im Skriptum nachzublättern. Den Vorlesungen "Automatisierungstechnik 2" gab er eine neue Struktur, zugeschnitten auf topaktuelle Themen wie die Funktionsweise, Entwicklung und Nutzung verschiedener Bussysteme und Echtzeitanwendungen. Daß auch für diese Lehrveranstaltung ein umfassendes Skript verfügbar ist, versteht sich - für Dietmayer jedenfalls - von selbst.
Ein Drittes: Dietmayer ist da, wenn man ihn braucht. Statt nach der Vorlesung Ordner und Ohren zuzuklappen und sich ins Forschungslabor oder wohin immer zurückzuziehen, diskutiert er mit den Studierenden, beantwortet Fragen, gibt Tips zur Vorbereitung auf die Prüfungen. Besonders seine Diplomanden genießen, daß ihr Betreuer sich zum Betreuen tatsächlich Zeit nimmt. Und noch etwas: Um seine Zöglinge zu motivieren, benötigt Dietmayer keine Multimedia-Shows und Joystick-Effekte. Teamwork und Projektarbeit sind bei ihm allemal gefragter als Tele-Teaching und Programmunterricht. Für manchen Zeitgenossen erstaunlich genug, scheint offenbar auch auf diesem Wege besonders gute Lehre machbar zu sein. Die Fakultät, die den Meß-, Regel- und Mikrotechniker einstimmig als Lehrpreiskandidaten vorschlug, wünscht ihm (und im eigensten Interesse sich selbst) viele Nachahmer.