Volkstümliche Musik und ihre Botschaft
"Inszenierung oder Idylle" lautet der Untertitel der Studium-universale-Vorlesung von Dr. Susanne Schedtler vom Liedarchiv der Universität Freiburg. Rundfunk, Fernsehen und Tonträgerindustrie profitieren kräftig vom medialen Interpretenrummel um die Wildecker Herzbuben und ihre KollegInnen. Für viele Deutsche und Migranten symbolisiert diese volkstümliche Medienmusik, ob sie nun geschätzt wird oder nicht, die deutsche Volksmusik.
Dr. Susanne Schedtler wird den nächsten Vortrag im Studium universale am 6. Februar übernehmen. Ihr Thema ist Volkstümliche Musik und ihre Botschaft - Inszenierung oder Idylle. Die promovierte Musikwissenschaftlerin vom Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg weiß, wovon sie spricht. Bereits während ihres Studiums in den 80er Jahren beschäftigte sie sich mit Musikethnologie, vertiefte ihre Kenntnisse in Venedig und promovierte in Hamburg über Einwanderer-Musikkulturen. In Feiburg ist eines ihrer Forschungsfelder die traditionelle und populäre Musik in Deutschland im soziokulturellen Kontext.
In ihrem Vortrag geht Dr. Schedtler davon aus, dass volkstümliche Musik in Deutschland schwarze Zahlen schreibt. Rundfunk, Fernsehen und Tonträgerindustrie profitieren kräftig vom medialen Interpretenrummel um die Wildecker Herzbuben und ihre KollegInnen. Für viele Deutsche und Migranten symbolisiert diese volkstümliche Medienmusik, ob sie nun geschätzt wird oder nicht, die deutsche Volksmusik.
Unter traditioneller Volksmusik verstehen wir jedoch Musik, die in einem sozialen Gefüge entsteht, eine soziale Funktion hat und die eben nicht von Medienprofis für das Volk inszeniert wird. Mit Hilfe williger Interpreten, die mit dem Schaffensprozess der Musik oft nichts mehr zu tun haben, wird "dem Volk" deren Vorstellung von volksnaher Kultur tagtäglich präsentiert. Lebendige Volksmusik gibt es trotzdem noch - oder auch wieder - in Deutschland.
Die Rezeption beider Musikgenres überschneidet sich jedoch bei den Hörern kaum. Eine identitätsstiftende typisch deutsche 'Volks'musik gibt es also nicht im Unterschied zu den meisten europäischen Nachbarländern, deren Bevölkerung trotz der allseits präsenten kommerziellen Musikrichtungen im allgemeinen eine Vorstellung von der typischen Landesmusik hat.
Wo sind die Gründe dieser Entwicklung zu suchen? Warum hat sich die deutsche Folkrevivalbewegung nicht so durchsetzen können wie die irische oder amerikanische? Mit diesen und anderen Fragen wird sich der Vortrag kritisch auseinandersetzen.
Weitere Informationen:
http://www2.ruf.uni-freiburg.de/liedarchiv/
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