Der 11. September: Psychiater diskutieren über die Rolle des Internets beim Umgang mit Traumata
Zum zweiten Mal organisiert die Psychiatrische Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München ein internationales Symposium zu Chancen und Risiken des Internets in der Psychiatrie. Am 25. und 26. April 2002 werden Mediziner aus Europa, Kanada, USA, Australien und Neuseeland diskutieren, wie man Patienten künftig verstärkt auch online unterstützen kann.
Ein Schwerpunkt des Kongresses: Der 11. September 2001 und die Bewältigung von Traumata via Internet. Der New Yorker Psychiater Robert S. Kennedy, Referent auf dem Kongress, betont: "Nach dem 11. September wurde das Internet zum Informationsmedium Nr. 1 sowohl für Fachleute als auch für die Familien der Opfer." In Medien wie www.cnn.com oder der Online-Ausgabe der New York Times haben Angehörige die Photos ihrer Toten teilweise selbst online gestellt. Eine ungewöhnliche Form der Trauer und Verarbeitung? "Für viele Familien wird der Trauerprozess erschwert, weil ihre Toten nicht geborgen werden konnten", erklärt Kennedy, "in diesen Photo-Memorials kommen die Opfer der Terroranschläge nicht nur als Zahlen vor, sondern haben als Individuen wieder ein Gesicht bekommen. Das ist für die Angehörigen sehr wichtig."
Den therapeutischen Charakter des Internets sieht auch Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Sprecher des Kompetenznetzes "Depression": "Psychisch kranke Menschen scheuen aus Angst vor Ablehnung den Weg in die Öffentlichkeit, haben aber ein großes Bedürfnis, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen." Diskussionsforen und Chat-Rooms im Internet, die von Ärzten oder Psychologen moderiert werden, seien für psychisch kranke Menschen eine wichtige Unterstützungsmöglichkeit, sagt der Psychiater. "Künftig werden Online-Selbsthilfegruppen eine wichtige Funktion bei der Begleitung psychisch kranker Menschen übernehmen." Das Großforschungsprojekt betreibt unter www.kompetenznetz-depression.de ein Diskussions-Forum für depressiv erkrankte Menschen und ihre Angehörigen. "Wir hoffen aber, dass die Kontakte im Internet die Betroffenen ermutigen, auch wieder mehr Beziehungen in der realen Welt aufzubauen", so der Psychiater Hegerl.
Neben den Chancen hat der Kongress auch die Risiken des Internets zum Thema. Ein Stichwort: die so genannten "Suizidforen" im Internet. Referenten werden über die Interaktion der Teilnehmer in diesen Foren und über Wege der Suizidprävention im Internet berichten. Zu den Interventionsmöglichkeiten von Seiten der Behörden nimmt ein Vertreter des Österreichischen Innenministeriums Stellung.
Eine Einladung zur Pressekonferenz am Freitag, dem 26. April 2002, 11 Uhr, im PresseClub München, Marienplatz 22, geht gesondert heraus.
Second International Symposium on Psychiatry and Internet (ISPI):
25. - 26. April 2002, Hörsaal der Psychiatrischen Klinik der LMU München, Nussbaumstr. 7, 80336 München, Tel. 089/51 60-57 82, Fax -5542, www.psynet-congress.de, email: psynet.congress@psy.med.uni-muenchen.de, Teilnehmer-Gebühren: Studenten, PJ, AiP: EUR 50,-; alle anderen: EUR 100,-; Kongress-Sprache ist Englisch
Presseanfragen: Maike Zander, PR-Referentin; Tel. 089/51 60 55-53, Fax -57, maike.zander@psy.med.uni-muenchen.de
Weitere Informationen:
http://www.psynet-congress.de
http://www.kompetenznetz-depression.de
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