Auf Qualität wird kaum geachtet
Wie wird nach Gesundheitsinformationen im Internet gesucht? - Studie am Universitätsklinikum Heidelberg
Das Internet ist die mittlerweile wichtigste Informationsquelle für Gesundheitsinformationen. Wenig ist jedoch bekannt, wie die Nutzer mit diesem neuen Medium umgehen. Eine Studie des Instituts für klinische Sozialmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg zeigt: Informationen werden schnell gefunden, aber auf die Informationsquellen und ihre Zuverlässigkeit wird kaum geachtet. Werden Suchmaschinen eingesetzt, so begnügen sich die Nutzer meist mit dem Aufrufen der erstgenannten Links.
Wie kann in der Informationsflut des Internets die Spreu vom Weizen getrennt werden? Welchen Anforderungen müssen seriöse medizinische Websites genügen? Die Forschungsgruppe Cybermedizin am Institut für Klinische Sozialmedizin unter der Leitung von Dr. Gunther Eysenbach beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Medizin im Internet. Dazu gehören auch die Risiken, die manche scheinbar seriöse Gesundheitsinformationen mit sich bringen, und die als Fallstudien in einer Datenbank gesammelt werden. Weiteres Ziel ist die Verbesserung der Qualität medizinischer Information. Das europäische Projekt "MedCertain", das von der Heidelberger Gruppe initiiert wurde, bietet Kriterien für eine Selbst- oder Fremdbeurteilung der Information, die der Nutzer der jeweiligen Homepage einsehen kann.
Die jüngste Studie der Arbeitsgruppe wurde in der letzten Ausgabe des "British Medical Journals" veröffentlicht, das sich als Schwerpunkt mit Information im Internet befasst. Dafür haben Gunther Eysenbach und Christian Köhler Internet-Nutzer, die bestimmte Fragen recherchieren sollten, bei der Informationssuche im Netz beobachtet, sowohl mit Videokamera als auch im Internet selbst. Bereits nach etwa 5 Minuten waren die Gesundheits-Surfer erfolgreich. Ob Informationen als zuverlässig beurteilt wurden, hing von mehreren Faktoren ab: dem Herausgeber der Website, dem professionellen Design der Homepage, dem wissenschaftlichen offiziell gehaltenen Ton und der einfachen Nutzung. Kein Studienteilnehmer suchte dagegen nach weiterführender Information über die Herausgeber und die Intention der Publikation. Einige Teilnehmer erinnerten sich zwar an den Inhalte von Homepages, nicht aber an ihre Herausgeber.
Als eine praktische Konsequenz aus der Studie fordern die Wissenschaftler, dass Homepages, deren medizinische Inhalte dem wissenschaftlichen Standard entsprechen, von Suchmaschinen vorgezogen werden, da nur wenig Ergebnisse einer Suche tatsächlich aufgerufen werden.
Weitere Informationen:
http://bmj.com/cgi/content/full/324/7337/573
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