Versteht ihr uns noch?
VolkswagenStiftung stellt 3,5 Millionen Euro für die Dokumentation bedrohter Sprachen zur Verfügung
Immer mehr Sprachen sind vom Aussterben bedroht. Dies ist eine Folge der "kulturellen Globalisierung", die einige große Sprachen verstärkt und die gleichzeitig unzählige lokale Sprachen in Afrika, Asien, Australien und Amerika - aber auch bei uns - in ihrer Existenz gefährdet. Den Todesstoß versetzen oft der Bau einer Straße, die das entlegene Dorf mit der Welt verbindet, oder auch der erste Fernseher, der das Programm in der Nationalsprache ausstrahlt. Rund zwei Drittel der derzeit weltweit gesprochenen 6500 Sprachen, so die Schätzung, laufen Gefahr, in den nächsten ein bis zwei Generationen zu verschwinden. 90 Prozent jener 6500 Sprachen werden schon heute von jeweils nicht einmal mehr 5000 Menschen beherrscht.
Das von der VolkswagenStiftung eingerichtete Programm "Dokumentation bedrohter Sprachen" kann diese Entwicklung im Zuge der kulturellen Globalisierung natürlich nicht aufhalten. Es kann und soll jedoch versucht werden, die Zeugnisse dieser meist nur mündlich vermittelten Sprachkulturen vor ihrem spurlosen Verschwinden in einem elektronischen Archiv für bedrohte Sprachen aufzuzeichnen: mit Tonband, Videokamera, Fotoapparat und Notizblock. Die ersten Bewilligungen im Jahr 2000 waren gleichsam
die Testphase für die Förderinitiative der VolkswagenStiftung. Heute gab die Stiftung - anlässlich ihres 40-jährigen Jubiläums - den Startschuss für die Hauptphase mit insgesamt zwölf Bewilligungen über 3,5 Millionen Euro, von denen sieben als nun mehrjährige Folgeprojekte aus den Pilotvorhaben hervorgegangen sind. Jedes Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt.
Grundlegende Informationen zu den einzelnen bewilligten Vorhaben nebst Ansprechpartnern finden Sie in der Übersicht unter http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse02/15032002.htm. Zu jeder bedrohten Sprache halten wir ein bis zwei Seiten an spezielleren Informationen bereit, die wir Ihnen gern auf Nachfrage zur Verfügung stellen.
Alle Forscherinnen und Forscher kooperieren mit den Wissenschaftlern des zentralen Datenbankprojekts, das - unter der Leitung von Peter Wittenburg und Professor Dr. Stephen Levinson - angesiedelt ist am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nijmegen. Dort widmet man sich den technischen Grundlagen des Programms, dort werden die Tools zur elektronischen Aufarbeitung der Video-, Audio- und Textdaten bereitgestellt und Lösungen für eine dauerhafte Archivierung entwickelt. Die Archivierung lässt sich von Außen mitverfolgen: Wer Interesse hat, kann im Internet den Aufbau der Sprachdokumentation begleiten - unter www.mpi.nl/DOBES.
Kontakt VolkswagenStiftung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Telefon: 05 11/83 81 - 380; E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
Förderinitiative
Dr. Vera Szöllösi-Brenig
Telefon: 05 11/83 81 - 218, E-Mail: szoelloesi@volkswagenstiftung.de