Einweihung des Max-Bergmann-Zentrums für Biomaterialien am Institut für Polymerforschung Dresden
Am 16. April 2002 wird in Anwesenheit des Sächsischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, des Staatssekretärs im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Dr. Uwe Thomas, des Präsidenten der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz, Prof. Hans Olaf Henkel, sowie weiterer Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft am Institut für Polymerforschung Dresden e. V. (IPF) der Laborneubau für ein interdisziplinäres Zentrum für Biomaterialien eingeweiht. Das Gebäude, für das im Dezember 2000 der Grundstein gelegt worden war, wurde gemeinsam vom IPF und der Technischen Universität Dresden errichtet. Die Baukosten in Höhe von 14 Mio Euro stammen aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie des Europäischen Fonds zur Regionalen Entwicklung.
In dem neuen Gebäude werden Arbeitsgruppen des IPF sowie des Instituts für Werkstoffwissenschaft und der Medizinischen Fakultät der TUD gemeinsam an Projekten der durch Biologie inspirierten Materialforschung arbeiten. Insgesamt werden mehr als 65 Mitarbeiter in den neuen Labor- und Büroräumen tätig sein. In enger Zusammenarbeit von Chemikern, Physikern, Ingenieuren, Biologen und Medizinern wird hier und am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik der neuartige, transdisziplinäre Forschungsansatz "Molecular Bioengineering" entwickelt, der die molekulare Biologie enger mit Chemie und Materialwissenschaft verbindet. Auf diese Weise soll der rasante Erkenntnisgewinn der Biologie noch besser bei der Gestaltung von neuen Materialien für wichtige Zukunftstechnologien in Medizin (Scaffolds für regenerative Medizin/"Tissue Engineering"), molekularer Analytik ("Lab on Chip") und Technik (bioinerte Oberflächen) genutzt werden.
Dazu werden mit dem neuen Zentrum auch neue Formen der Zusammenarbeit von Wissenschaftlern nicht nur verschiedener Fachgebiete, sondern auch aus unterschiedlichen Forschungseinrichtungen ermöglicht. - Erstmals entsteht hier ein Leibniz-Zentrum: Ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft trägt gemeinsam mit einer Universität ein einrichtungsübergreifendes Zentrum, das Wissenschaftler über administrative Barrieren hinweg zusammenführt, um auf einem neuen, dynamisch wachsenden Gebiet Synergien zu nutzen und dadurch international attraktive Forschung zu realisieren.
Das neue Zentrum, das als Modell für den Aufbau weiterer Forschungsallianzen zwischen Leibniz-Instituten und Universitäten dienen kann, erhält den Namen "Max-Bergmann-Zentrum für Biomaterialien". Max Bergmann wirkte von 1921 bis 1933 als Direktor des damaligen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Lederforschung an genau der Stelle, an der sich heute das Gelände des IPF befindet (Hohe Straße 6). Im besten Sinne anwendungsorientierter Grundlagenforschung verpflichtet, konnte er hier in einer mit Problemen der Gerbereiindustrie befassten Einrichtung Pionierarbeit zur Strukturaufklärung von Proteinen und vor allem zu deren Synthese leisten. Daran anknüpfend erarbeitete er nach seiner Emigration in die USA an der Rockefeller-Universität in New York bahnbrechende Beiträge zur Synthese von Biomolekülen und trug so mit seinen Mitarbeitern erheblich zu der noch heute führenden Position der USA auf dem Gebiet der molekularen Biologie bei. Das Zentrum für Biomaterialien bezieht sich mit seiner Namensgebung auf Max Bergmann, um an die Leistungen des jenseits traditioneller Disziplinen arbeitenden Chemikers zu erinnern und damit die Ausrichtung der am Zentrum laufenden bzw. geplanten Arbeiten zu unterstreichen.
Der Neubau konzentriert unter einem Dach verschiedene Aktivitäten, mit denen in den vergangenen Jahren in Sachsen die Forschung auf dem Gebiet der Biotechnologie ausgebaut wurde. Dazu gehören beispielsweise das im Jahr 2000 etablierte BMBF-Kompetenzzentrum für Materialien im Blut- und Gewebekontakt, und das InnoRegio-Netzwerk Biologie-Medizin-Technik, in dem Biotechnologie-Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Region um Dresden kooperieren.
Am Tag der Offenen Tür des IPF am 8. Juni 2002, 10 bis 15 Uhr, besteht für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, Labors und Technika auch in diesem Neubau zu besichtigen.
Weitere Informationen:
http://www.ipfdd.de/whatsnew/Einweihung.html
http://www.ipfdd.de/inst/departments/bm/bm.html