Forscher stellt Stammbaum der Braunalgen auf den Kopf
Der Algenexperte Stefan Draisma aus Leiden hat laut Algologkollegen den Stammbaum der Braunalgen auf den Kopf gestellt. Die Forschungsarbeit weisst nach, dass von den derzeit angenommenen Verwandtschaften zwischen den Ordnungen nicht viel stimmt. Außerdem zeigte sich, dass manche einfach gebildete Arten nicht wie bisher angenommen früher, sondern später als komplexere Arten entstanden sind.
Braunalgen sind mehrzellige Algen. Braune Pigmente maskieren die Farbe des Blattgrüns. Die meisten Arten kommen in den gemäßigten Gegenden vor. Die Pflanzen variieren von sehr kleinen fadenförmigen Algen bis hin zu Riesen mit einer Länge von über fünfzig Meter. Diese Riesen, Kelpen genannt, wachsen beispielsweise vor der kalifornischen Küste und bilden wahre Wälder unter Wasser. In der Niederlande finden wir auf den Deichen Blasentang und Knotentang. Unter der Niedrigwassermarke wächst Japanischer Beerentang und Sägetang.
Forscher der Universität Leiden und der staatlichen Universität Groningen untersuchten nicht nur die äußerlichen Merkmale der Braunalgen. Sie verglichen auch die Zusammensetzung der DNA zwischen den verschiedenen Arten. Frührere Untersuchungen studierten zwar auch die DNA, aber das geschah weniger strukturiert und weniger ausführlich als bei dieser Untersuchung.
Biologen können den neuen Stammbaum benutzen, um die Klasse der Braunalgen erneut zu ordnen. Diese Neueinteilung kann auf den natürlichen Gruppen basieren. Algenexperte Draisma schlägt eine Neueinteilung in zwanzig Ordnungen vor. Die alte Einteilung zählte dreizehn Ordnungen.
Übrigens entdeckten die Biologen bei ihrer Stammbaumuntersuchung noch eine neue Braunalgenart. Die Forscher tauften diese Alge Sphacelaria tsengii, nach dem chinesischen Algenkenner und Lieferanten des Forschungsmaterials, Prof. Tseng. Die Alge lebt vor der Küste Südchinas, ist 1 bis 2 Zentimeter groß und wächst in Büscheln, die mit etwas Fantasie mit Achselhaar zu vergleichen sind. Kennzeichnend für diese neu entdeckte Alge ist die Form der Propagula. Das sind kleine Zweige, die der ungeschlechtlichen Reproduktion dienen. Die Propagula haben einen zapfenförmig zulaufenden Stil und zwei zapfenförmig zulaufende Arme.
Nähere Informationen bei Dr. Stefan Draisma (Universität Leiden, Nationales Herbarium), Tel. +31 (0) 71 5274739, Fax +31 (0) 71 5273511, Email: draisma@nhn.leidenuniv.nl . Die Promotion fand am 25. Juni statt, Promotoren waren Prof. Dr. P. Baas (UL) und Prof. Dr. J. Olsen (Staatl. Universität Groningen).