Erhebliche Unterschiede bei Hüftoperationen in Europa
Bertelsmann Stiftung, Orthopädische Klinik Universität Ulm und Centerpulse bauen Datenbank auf
Gütersloh/Ulm/Winterthur, 23. Juli 2002. Jeder zweite Deutsche über sechzig leidet an Gelenkbeschwerden; pro Jahr werden hier zu Lande über 160.000 künstliche Hüftgelenke eingesetzt. Durch die demographische Entwicklung ist in den kommenden Jahren mit einem drastischen Anstieg zu rechnen. Im internationalen Vergleich unterscheiden sich jedoch Zeitpunkt, Behandlungsart und Kosten einer Hüftoperation erheblich: So können Ärzte zum Beispiel zwischen über 180 verschiedenen Prothesentypen wählen. Für mehr Vergleichbarkeit und Transparenz bei der Behandlung soll nun die Datenbank "EUROHIP" sorgen. Die Bertelsmann Stiftung hat dazu einen Vertrag mit der Orthopädischen Klinik der Universität Ulm und der Schweizer Firma Centerpulse abgeschlossen. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft der "Bone & Joint Decade", einer weltweiten Initiative zur Bekämpfung von Krankheiten der Knochen und Gelenke, sowie der EFORT (European Federation of National Associations of Orthopedics and Traumatology).
EUROHIP steht für "European Collaborative Database of Cost and Practise Patterns of Total Hip Replacement". Die Bertelsmann Stiftung investiert 300.000 Euro in das Projekt; die Centerpulse AG beteiligt sich mit 270.000 Schweizer Franken. Um die Daten für EUROHIP zu erheben, sollen auf europäischer Ebene sowohl Patienten als auch Experten befragt werden. Während sich die Fachleute zu Indikationen und Behandlungsverlauf äußern, geben die Patienten Auskunft über die soziodemographische Verteilung von Gelenkerkrankungen, über ihre Zufriedenheit mit der Behandlung sowie über die Beeinträchtigungen, die sie durch die Krankheit erleiden.
Die EUROHIP-Datenbank soll helfen, Krankheits- und Behandlungsverläufe analysieren zu können und vergleichbar zu machen. Unter anderem soll sie Punkte aufdecken, an denen Einsparungen möglich sind oder Abläufe verbessert werden können. "Auf diese Weise kann EUROHIP zu einer verbesserten, effizienteren medizinischen Versorgung beitragen", sagt einer der wissenschaftlichen Leiter des Projekts, Prof. Wolfhart Puhl von der Universitätsklinik Ulm. In den USA verringerten Standardisierungsprogramme die Kosten um bis zu 20 Prozent. "Neben der individuellen medizinischen Betreuung ist es ebenso wichtig, den Patienten nach einer Behandlung optimale Bedingungen mit mehr Lebensqualität und ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen zu ermöglichen. Die Datenbank schafft dafür die Grundlage. Wir wollen mit unserem Projekt einen weiteren Beitrag zur gesundheitspolitischen Reformdebatte leisten", sagt Liz Mohn, Präsidiumsmitglied der Bertelsmann Stiftung, und Schirmherrin der "Bone & Joint Decade".
Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete Bertelsmann Stiftung ist Mehrheitseignerin der Bertelsmann AG und versteht sich als operative, konzeptionell arbeitende Einrichtung. Sie entwirft und initiiert ihre Projekte selbst und begleitet sie bis zur praktischen Umsetzung. Dabei arbeitet die
Reformwerkstatt mit Partnern in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammen. Mit ihrer Arbeit in 180 Projekten zu den Themenfeldern Bildung, Arbeit, Gesundheit, Demokratie und internationale Verständigung will die Bertelsmann Stiftung praxisbezogene Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten.
Centerpulse, die frühere Sulzer Medica AG, entwickelt, produziert und vertreibt weltweit medizinaltechnologische Implantate und biologische Materialien für die orthopädischen und kardiovaskulären Märkte. Das Produktangebot umfasst künstliche Gelenke, Wirbelsäulenimplantate und deren medizinische Ausrüstung, Dentalimplantate, Traumaprodukte, Herzklappen sowie künstliche Blutgefässe.
Rückfragen an: Prof. Wolfhart Puhl, Universitätsklinik Ulm, Telefon: 0 731 / 177 11 01