Sucht, Angst, Depression sowie seelische Störungen durch Länder- und Kulturwechsel
Pressekonferenz und Internationale Tagung
aus Anlaß der Neuberufung von Professor Dr. Andreas Heinz zum Direktor der "Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie" der Charité.
am 21. Oktober 2002 von 11.15 Uhr bis 12.15 Uhr
in der Neurologischen Poliklinik, Vorderhaus, Ebene 3, Konferenzraum 041
im Gebäude der "Klinik für Neurologie" (campus-intern: Bonhoefferweg 3)
Campus Charité Mitte, Schumannstraße 20/21 in 10117 Berlin
Teilnehmer:
Prof. Dr. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité, Leiter der Arbeitsgruppe Suchtforschung
Prof. Dr. Daniel Weinberger, Direktor der Clinical Brain Disorders Branch, National Institute of Mental Health, Bethesda, Maryland/USA
Marion Caspers-Merk (SPD), Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Jutta Crämer, Vorsitzende des Vereins Angehöriger Psychisch Kranker, Landesverband Berlin e.V.
Ebenfalls aus Anlaß der Neubesetzung des Lehrstuhls findet vom 19.-21. Oktober 2002 ein internationales Symposium (Charité Conference on Psychiatric Research -Challenges and Goals-) im Hörsaal der Nervenklinik statt. Auch dazu sind die Vertreter der Medien herzlich eingeladen. Einzelheiten sind im Internet nachzulesen: (www.charite.de/psychiatrie).
Mit der Neubesetzung des Lehrstuhls für Psychiatrie an der Charité durch Professor Dr. Andreas Heinz (42) der von Mannheim nach Berlin wechselte, beabsichtigte die Medizinische Fakultät, vorhandene Lücken in der psychiatrischen Versorgung der Stadt und des Umlandes zu füllen. Außerdem sollten mit seiner Berufung jene Bereiche der psychiatrischen Forschung in Berlin gestärkt werden, die durch die Probleme moderner Gesellschaften in den Vordergrund rücken: Sucht, Angst, Depression sowie seelische Störungen durch Länder- und Kulturwechsel.
Die Klinik für Psychiatrie, an der unlängst Hirnareale identifiziert werden konnten, die wesentlich an der Entstehung der Alkoholabhängigkeit beteiligt sind, hat sich auch maßgeblich für die Einrichtung der Berlin-Brandenburgischen Suchtakademie eingesetzt, die zeitgleich mit dem oben genannten Symposium an der Charité gegründet werden soll. In der Suchtakademie werden die in der Region ansässigen Einrichtungen zur Erforschung und Bekämpfung von Suchtkrankheiten vernetzt.
Suchtförderne Drogen können auch zu weiteren psychiatrischen Erkrankungen führen. So begünstigen Cannabis und sog. Partydrogen (Ectasy) den Ausbruch von Schizophrenie. Dies war Anlaß für die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, ein "Zentrum für die Früherkennung von Schizophrenien (FETZ) zu etablieren, da eine frühe Diagnose die Heilungschancen erhöht. Das FETZ arbeitet mit Kirchen, Schulen und Jugendeinrichtungen zusammen, um Frühwarnzeichen der Schizophrenie erkennen zu helfen.
Neben den Suchtkrankheiten spielt die Angst in der modernen Gesellschaft eine immer größere Rolle. Die Klinik für Psychiatrie hat deshalb eine Angstambulanz eingerichtet. Einer Arbeitsgruppe der Klinik ist es auch gelungen, die Entstehung und Rückbildung krankhafter Angst mit bestimmten körpereigenen Hormonen in Zusammenhang zu bringen.
Nachdem in Berlin mindestens ein Elternteil bei 42 Prozent der Neugeborenen nicht-deutscher Herkunft ist, und also sehr unterschiedliche soziokulturelle Verhältnisse in der Stadt anzutreffen sind, lag die Gründung eines "Zentrums für Interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie" nahe. Hiermit bietet die Klinik Botschaftspersonal, Migranten und Flüchtlingen ein Therapieangebot in der Muttersprache so in spanisch, arabisch, persisch, türkisch, russisch, polnisch, italienisch, französisch und englisch.
In Ballungsgebieten, wie den Großstädten, leiden immer mehr Menschen an depressiven Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen, ohne daß ausreichende Behandlungsangebote vorhanden wären. Die Einrichtung von Spezialsprechstunden für manisch-depressive Erkrankungen an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist daher nur folgerichtig.Die Spezialsprechstunden sind kurz nach ihrer Gründung bereits stark frequentiert. Ärzte dieser Sprechstunde haben auch einen Stufenplan zur Behandlung von Depressionen entwickelt, der zur Verkürzung der Behandlungsdauer führt. Ausserdem haben sie die therapeutische Wirksamkeit von Schilddrüsenhormonen bei Patienten mit manisch-depressiven Störungen erkannt, die nicht auf die übliche Behandlung ansprechen. Nicht zuletzt ist die Klinik in das vom Bundesminsterium für Bildung und Forschung geförderte Großprojekt Kompetenznetz Depression in prominenter Weise eingebunden.
(10.10.02) Silvia Schattenfroh