Nachhaltigkeitsberichte für Unternehmen - Back to the Roots
Nachhaltigkeitskonzepte für Unternehmen sind wieder auf die zentralen Ziele einer nachhaltigen Entwicklung zurückzuführen: Umwelt- und Ressourcenschutz sowie globale Verteilungsgerechtigkeit. Dies war die These, die das ifeu-Institut am 30. Oktober 2002 gemeinsam mit 30 Vertretern aus Unternehmen, Umwelt- und Entwicklungspolitik, Behörden und Beratung in der Print Media Acadamy der Heidelberger Druckmaschinen AG diskutierte. Anlass war die Vorstellung eines Leitfaden-Entwurfes für Nachhaltigkeitsberichte, den das ifeu-Institut im Auftrag des Landes Baden-Württemberg entwickelt.
Dazu wertete das ifeu zunächst bestehende Kriterienkataloge für Nachhaltigkeitsberichte, Ratings und Rankings aus. Das Fazit: Viele soziale und ökonomische Kriterien zielen auf die Entwicklung einer höheren Lebensqualität und eine solidarische Gesellschaft im eigenen Umfeld, haben aber keinen Bezug zu den Zielen des Ressourcenschutzes und der Verteilungsgerechtigkeit. Eine wichtige Ursache dafür ist das "Drei-Säulen-Modell" der Nachhaltigkeit: Die meisten Kriterienkataloge stellen ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen beziehungslos nebeneinander. Die Folge ist eine große Beliebigkeit bei der Wahl der Berichtsthemen und eine breite Themenvielfalt. Anliegen des ifeu ist es daher, dem Nachhaltigkeitsbegriff wieder klarere Konturen zu geben und auf die zentralen Ziele der nachhaltigen Entwicklung zurückzuführen.
Der Anforderungskatalog, der den Workshop-Teilnehmern vorgestellt wurde, beruht auf Tiefeninterviews mit 20 Experten aus Politik, Gewerkschaft, Verbänden und Wissenschaft. Statt an den obligatorischen "Drei Säulen" der Nachhaltigkeit orientiert er sich an Handlungsfeldern der Unternehmen und lotet ihre Spielräume bei wachsendem Wettbewerbsdruck aus. Dabei knüpft der Leitfaden an die laufende Globalisierungsdebatte an und skizziert die Doppelrolle der Global Player zwischen Aktion und Reaktion in einem sich zunehmend verändernden wirtschaftlichen Umfeld.
Insgesamt fanden die Thesen des ifeu-Instituts breite Zustimmung sowohl bei den anwesenden Unternehmensvertretern als auch bei ihren Stakeholdern. Diskutiert wurde die Frage, wie weit die Verantwortung der Unternehmen für Märkte, Konsumstrukturen und politische Rahmenbedingungen reicht. Einig war man sich aber, dass die selbstkritische Reflexion der Auswirkungen von Unternehmensstrategien auf das Umfeld, so komplex dieses Anliegen auch ist, eine zentrale Aufgabe unternehmerischer Nachhaltigkeitskonzepte ist.
In Konkurrenz zum Leitfaden der Global Reporting Initiative (GRI) sieht das ifeu seine Arbeiten nicht. Vielmehr ergänzen sich die Konzepte: Der Leitfaden des ifeu unterstützt die Unternehmen bei der Reflexion ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten und gibt Anleitungen für individuelle Kommunikationsstrategien. Die Kennzahlen des GRI-Leitfaden könnten dagegen das einheitliche Datengerüst bieten. Werden sie als Fact Sheets den Nachhaltigkeitsberichten beigefügt, schaffen sie eine gemeinsame Basis für den Vergleich der berichtenden Unternehmen.
Welche Möglichkeiten es gibt, sich mit den unvermeidbaren Wirkungen der eigenen wirtschaftlichen Tätigkeiten zu befassen, zeigten die Veranstalter des Workshops durch den Erwerb von Emissionsgutschriften für den Klimaschutz. Dazu berechnete das ifeu-Institut im Vorfeld der Veranstaltung die Emissionen durch Anreise der Teilnehmer, Tagung und Verpflegung und leistete einen entsprechenden Beitrag zu einem Energiesparprojekt auf Jamaica.
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