TA-Akademie fordert stärkere Unterstützung für Spin-offs aus privaten Unternehmen
Win-Win-Situation für Gründer und Mutterunternehmen
Mehr als die Hälfte der IT-Firmen in der Region Stuttgart wurden von Personen gegründet, die unmittelbar vorher in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen beschäftigt waren. Von diesen Neugründungen haben 70 Prozent eine Produktidee, eine Technologie oder ein fertiges Produkt aus dem Mutterunternehmen in die Neugründung transferiert. Dies hat die Akademie für Technikfolgenabschätzung in ihrem "Spin-off-" Projekt* analysiert.
Die Bedeutung dieser Gründungen für Innovation, Beschäftigung und regionale Entwicklung wird bisher von Politik und Wirtschaft wenig beachtet. Deshalb brachte die TA-Akademie in Kooperation mit dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium am 11.12.2002 erstmals Wissenschaftler, Unternehmer und politische Entscheidungsträger in einem Experten-Workshop zu diesem Thema an einen Tisch.
Bisher stehen potenzielle Mutterunternehmen dem Selbständigkeitswunsch ihrer eigenen Mitarbeiter häufig skeptisch oder ablehnend gegenüber. Dabei bietet die Gründung eines Spin-offs - das war Tenor unter den Experten -nicht nur für die Neugründung selbst, sondern auch für das Mutterunternehmen in der Regel mehr Chancen als Risiken. Nicht selten entwickeln sich die Spin-offs zu wertvollen Kooperationspartnern. Für die Mutterunternehmen besteht die Möglichkeit, Risiken der Entwicklung innovativer Produkte auszulagern. Der Geschäftsführer des Software-Zentrums Böblingen/Sindelfingen, Dietmar Schofer forderte bei Umstrukturierungsmaßnahmen in Mutterunternehmen "die Förderung von Selbständigkeit statt der Zahlung von Abfindungen". Es könne nur ein Imagegewinn sein, wenn ein Unternehmen die Selbständigkeit eigener Mitarbeiter fördere.
Aber auch die Gründer profitieren von ihrer früheren Beschäftigung. So kommen der Entwicklung der Unternehmen neben einem großen praxis- und marktorientierten Erfah-rungsschatz der Gründer vor allem bestehende Verbindungen zu Kunden und Wissenspools sowie ein schneller Markteintritt zugute. Denn die besten Innovationen sind für die Gründer wertlos, wenn sie keinen Abnehmer finden
Dr. Ivo Moßig von der Universität Gießen ist überzeugt, "dass diese Unternehmen zur Entstehung regionaler Spezialisierungen und Unternehmenclustern und somit zu regionaler Wettbewerbsfähigkeit beitragen können." So sind beispielsweise fast alle Unternehmen der Verpackungsmaschinenbauindustrie, die in der Region Schwäbisch Hall stark konzentriert sind, Spin-off-Gründungen.
Erste Ansätze zu einer Förderung von Spin-offs gibt es bereits in Rheinland-Pfalz im Programm FiTOUR . Die Experten wollen nun auch in Baden-Württemberg eine Sensibilisierung von Politik und Unternehmen für das Thema erzeugen. Vor allem bei potenziellen Mutterunternehmen müssten Vorbehalte abgebaut und Chancen verdeutlicht werden.
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