RUB-Sportwissenschaft: Krafttraining gegen Depressionen
Viele Patienten mit chronischen Bronchialkrankheiten leiden aufgrund von Atemnot auch unter Depressionen. Durch Muskelaufbautraining können sie ihren psychischen Zustand deutlich verbessern. Das ist ein zentrales Ergebnis von Jörn Uhrmeister in seiner Diplomarbeit "Ausprägung von Stress- und Depressionssymptomen bei COPD-Patienten vor und nach hypertrophierendem Krafttraining". Uhrmeister erhielt den "Preis für Studierende 2002" der RUB für die beste Arbeit aus der Fakultät für Sportwissenschaft.
Bochum, 22.01.2003
Nr. 16
Wenn Atemnot auf die Psyche drückt
Mit Krafttraining gegen Depressionen
RUB-Preis für sportpsychologische Arbeit
Viele Patienten mit chronischen Bronchialkrankheiten leiden aufgrund von Atemnot auch unter Depressionen. Durch Muskelaufbautraining können sie ihren psychischen Zustand deutlich verbessern. Das ist ein zentrales Ergebnis von Jörn Uhrmeister in seiner Diplomarbeit "Ausprägung von Stress- und Depressionssymptomen bei COPD-Patienten vor und nach hypertrophierendem Krafttraining" (Betreuer: Dr. Heinrich Langenkamp, Fakultät für Sportwissenschaft der RUB). Für seine wissenschaftliche Leistung erhielt er den "Preis für Studierende 2002" der RUB für die beste Arbeit aus dieser Fakultät.
Schlafstörungen und Libidoverlust bei Lungenkranken
Ständig verstopfte Bronchien, oftmals erweiterte Lungenbläschen, ein niedrigerer Testeronspiegel, weshalb sie schneller ermüden, sind typische Kennzeichen von COPD (chronic obstruktive pulmonary disease)-Patienten. Sie klagen über Schlafstörungen, Depressionen, Entschluss- und Arbeitsunfähigkeit sowie Libidoverlust. Ärzte behandeln bislang hauptsächlich die körperlichen Beschwerden der Patienten und empfehlen Ausdauertraining; ihre amerikanischen Kollegen verabreichen gezielt Testosteron.
Krafttraining - eine Alternative
Der Bochumer Diplom-Sportlehrer Jörn Uhrmeister hat untersucht, ob ein dreimonatiges Muskelaufbautraining eine Alternative zum Ausdauertraining sein kann. Seine These: Durch gezieltes Aufbautraining verbessern die Patienten ihren Stoffwechsel und steigern dadurch ihr Wohlbefinden. Das kommt ihrer Psyche zugute.
Vor dem Training
Sowohl vor als auch nach dem dreimonatigem Muskelaufbautraining hat Uhrmeister die Patienten mit Hilfe standarisierter, psychologischer Fragebögen nach ihren Stress- und Depressionssymptomen befragt. Vor dem Aufbautraining klagten die Patienten über Schlafstörungen, Depressionen, Entschluss- und Arbeitsunfähigkeit sowie Libidoverlust. Bei Frauen traten diese Symptome häufiger als bei Männern auf. COPD-Patientinnen litten auch häufiger an Stress und neigten eher zu Depressionen. Eine Ausnahme bildeten Männer ab 40 und Patienten mit kurzer Krankheitsdauer, die ebenfalls öfter Depressionen aufwiesen. Diese waren jedoch psychosomatisch bedingt. Allerdings unterschieden sich COPD-Patienten in ihrer Stressverarbeitung nicht von ausgewählten Referenzgruppen, außer von Alkoholikerinnen. Dies ergab ein Vergleich mit bekannten Studien über Stressverarbeitung.
Den eigenen Körper neu wahrnehmen
Nach dreimonatigem Muskelaufbautraining ermüdeten die COPD-Patienten nachweisbar nicht mehr so schnell. Das Training regte die Testosteronproduktion an. Auch konnten sie Stress besser bewältigen. Die Patienten gaben sich nicht mehr die Schuld an ihrer Krankheit und setzten sich intensiver mit ihr auseinander. Sie entwickelten Strategien, um sie in den Griff zu bekommen. "Stress kann durch die intensive Beschäftigung mit dem eigenen Körper sensibler wahrgenommen und Angst mit anderen Maßstäben beurteilt werden", so Jörn Uhrmeister. Allerdings litten weibliche Patienten auch nach dem Krafttraining noch unter Begleitsymptomen wie Schlaflosigkeit, Arbeitsunfähigkeit und Libidoverlust.
Psychologische Begleitung
Nach diesen Untersuchungen plädiert der Bochumer Sportwissenschaftler dafür, dass die Ärzte sich verstärkt auch den seelischen Begleiterscheinungen dieser Erkrankung widmen sollten. Er hat dafür eine Methode entwickelt, mit der depressive Begleiterscheinungen der COPD- Krankheit behandelt werden können. Patienten, die sich bewegen, beobachten genauer ihren Körper, nehmen Symptome ihrer Erkrankung intensiver wahr. Sport hilft dem Patienten, die Grenzen der eigenen Belastbarkeit realistischer einzuschätzen und sich mit dem eigenen Wohlbefinden auseinander zu setzen.
Weitere Informationen:
Jörn Uhrmeister, Tel: 0234/32-10075, Fax: 0234/32-00075, E-Mail: joern.uhrmeister@web.de
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