Troia - neue Erkenntnisse als Schlüssel zur Enträtselung eines Mythos
Verbindungen zum hethitischen Reich / Vortrag von Prof. Manfred Korfmann
FRANKFURT. Troia - wer denkt bei diesem Namen nicht an Homer, die Ilias und Odysseus, an Heinrich Schliemann und goldene Schätze. Troia ist weit mehr als eine archäologische Ausgrabungsstätte von weltweitem Rang - hier treffen historische Mythen auf wissenschaftlich belegbare Fakten.
Seit 1988 wird in Troia (Hisarlik) unter der Leitung von Manfred Korfmann (Tübingen) wieder kontinuierlich wissenschaftlich gearbeitet.
Neueste Erkenntnisse seiner Arbeiten trägt der renommierte Forscher in einem Vortrag am 4. Februar um 18.30 im Casino-Gebäude, Raum 823, auf dem Campus Westend vor. Korfmann setzt neben, klassischen archäologischen Methoden auch modernste naturwissenschaftliche Techniken ein - mit spektakulären Resultaten.
Frühere Grabungskampagnen wie die von Heinrich Schliemann, Wilhelm Dörpfeld oder Carl W. Blegen beschäftigten sich fast durchweg ausschließlich mit dem auffälligen Siedlungs- und Burghügel und der dortigen Schichtenabfolge. Erst im Rahmen des neuen Projektes fand auch der außerhalb gelegene Bereich intensive Berücksichtigung.
Mit Mitteln der DFG und mit einer als vorbildlich und zukunftsweisend anzusehenden Einwerbung von privaten Spendenmitteln konnten in Troia Ergebnisse erzielt werden, die das antike Troia des 2. Jahrtausends vor Christus in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Die Ergebnisse der geomagnetischen Prospektion und die archäologischen Untersuchungen verdeutlichen, handelt es sich offensichtlich um eine Burg mit einer ausgedehnten Unterstadt, die sich in allen Details eher nach dem hethitischen Anatolien als zur Ägäis hin orientierte. Die Unterstadt war durch in den Felsen geschlagene Gräben und durch eine Mauer aus Stein und Lehmziegeln sowie mit einem Holzaufbau gesichert. Die Dimension der Gesamtanlagen hat sich gegenüber der früheren Kenntnis verzehnfacht und Troia entspricht in Ausdehnung und Ausführung jetzt eher einer Stadt, wie sie in den homerischen Epen geschildert wird.
Gerade die neuen Erkenntnisse bzw. deren Interpretation haben in den vergangenen Jahren zu einer umfassenden Diskussion geführt. Allerdings kann die Existenz einer ausgedehnten Unterstadt heute nicht mehr ernsthaft bezweifelt werden. Eben so wenig sollte die Bedeutung der Stadt unterschätzt werden, da inzwischen hethitische Staatsverträge eindeutig mit Troia (Wilusa in den hetitischen Texten) verbunden werden können.
Der 62-jährige Manfred Korfmann studierte, promovierte und habilitierte sich schließlich 1980 in Frankfurt, bevor er 1982 einen Ruf nach Tübingen annahm. Dort ist er seither Professor für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie.
Kontakt: Jan-Waalke Meyer; Archäologisches Institut; Tel.: 798-32317; Fax: 798-32314; E-Mail: j.w.meyer@em.uni-frankfurt.de
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