Aufmerksamkeitsstörung als Handlungsbeeinträchtigung
Aufmerksamkeitsstörung als Handlungsbeeinträchtigung
Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern
Die besondere Problematik aufmerksamkeitsgestörter Kinder äußert sich meist in wenig nützlichem Vorgehen, das sich deutlich von dem unauffälliger Gleichaltriger unterscheidet. Sie suchen zum Beispiel verkürzte Problemlösungen und nehmen sich dabei kaum die Zeit, eine Aufgabe zu verstehen bzw. eine Lösung systematisch abzuleiten und zu überprüfen. Erst durch die Beherrschung notwendiger Grundfertigkeiten sowie die Steuerung der Handlungsausführung und der Handlungsorganisation wird es aufmerksamkeitsgestörten Kindern möglich, dieses Syndrom zu überwinden. Auf diesem Zusammenhang baut das Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern auf, das Professor Dr. Gerhard Lauth von der Heilpädagogischen Fakultät der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart entwickelt hat.
Aufmerksamkeitsstörungen sind im wesentlichen - so Professor Lauth - durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet. So haben aufmerksamkeitsgestörte Kinder beispielsweise Schwierigkeiten, Einzelheiten zu beachten; auch können sie nur kurze Zeit bei einer Sache verweilen. Sie erscheinen zumeist als umtriebig, ungesteuert und zeichnen sich beispielsweise durch übermäßigen Rededrang aus. Desweiteren fallen sie durch vorschnelles und unbedachtes Verhalten auf und neigen mitunter zu gefährlichen und unbedachten Aktivitäten.
Das von Professor Lauth entwickelte Therapiekonzept setzt sich aus mehren Bausteinen zusammen. Grundlage bildet das Basistraining, in Rahmen dessen den sieben bis neun Jahre alten Kindern Wissen über Aufmerksamkeitsstörungen vermittelt werden; desweiteren wird mit ihnen das genaue Hinsehen, Beschreiben, Zuhören und Nacherzählen eingeübt. Dabei werden die Anforderungen sukzessiv gesteigert, indem sie ablenkenden Bedingungen ausgesetzt werden.
Mit den acht bis zwölfjährigen aufmerksamkeitsgestörten Kindern, die bereits über grundlegende Basisfertigkeiten verfügen, werden ein Strategietraining durchgeführt. Dabei sollen sie beispielsweise lernen, sich zu Beginn ihrer Handlungen die relevanten Ziele zu vergegenwärtigen und ihr Verhalten im Voraus zu planen. Sie sollen lernen, selbst Anweisungen und Strategien zu entwickeln, um mit Ablenkungen, Fehlern und Frustrationen besser umgehen zu können. Dabei sollen sie auch lernen, dieses Vorgehen auf schulische Lerninhalte wie beispielsweise das Auswendiglernen eines Gedichtes, zu übertragen.
Wichtiger Bestandteil des von Professor Lauth entwickelten Trainings mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern ist die Einbeziehung der Eltern und Lehrer. Die Mitarbeit der Eltern ist nach Auffassung des Kölner Heilpädagogen deshalb erforderlich, da Aufmerksamkeitsstörungen zwar auch eine biologische Grundlage haben; inwieweit sie sich aber als Störung manifestieren, ist allerdings eine Frage der sozialen und situativen Bedingungen in der Familie. Außerdem besteht die Aufgabe der Eltern im Rahmen einer Therapie der Aufmerksamkeitsstörungen darin, über den gezielten Einsatz von Lob und Tadel das Kind direkter und gezielter anzuleiten. Problembelastete Situationen sind vor allem das Zu-Bett-Gehen, das Fernsehen, Hausaufgabenmachen und wenn Besuch kommt.
Da sich Aufmerksamkeitsstörungen vor allem in der Schule äußern und vor allem auch dadurch definiert werden, ist eine Zusammenarbeit mit den Lehrern im Rahmen einer Therapie aufmerksamkeitsgestörter Kindern unabdingbar. Da die Aufmerksamkeitsstörungen im Wesentlichen eine Beeinträchtigung der Selbsteuerungsfähigkeit ist, sollten - so Professor Lauth - Lehrer das Kind strukturierter, regelgeleiteter, direkter und explizierter anleiten. Beispielsweise sollten Lehrer von aufmerksamkeitsgestörten Kindern einige wenige Regeln einführen und auf deren Einhaltung bestehen, durch Lob und Tadel lenken, genauere Anweisungen geben und das Kind in seiner Reichweite setzen. Meist haben die Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen weitere Probleme wie zum Beispiel Lernrückstände oder begleitende Lese- bzw. Rechtschreibschwäche. In diesen Fällen sollten diese Defizite korrigiert werden.
Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias
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