Milliarden sparen durch leitlinienorientierte Schmerztherapie
Die ineffiziente Diagnose- und Behandlungspraxis von chronischen Schmerzen verschlingt in Deutschland jedes Jahr unnötig Unsummen: "Würden sich Ärzte an den vorhandenen Leitlinien orientieren, könnten sie nicht nur Beträge in Milliardenhöhe einsparen, es würde auch den Patienten besser gehen", so Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS).
Presseinformation Nr. 1/2003
Bochum, 7. Februar 2003
Milliarden sparen durch leitlinienorientierte Schmerztherapie
DGSS-Präsident: Einfachste Möglichkeiten sind unentdeckt
Die ineffiziente Diagnose- und Behandlungspraxis von chronischen Schmerzen verschlingt in Deutschland jedes Jahr unnötig Unsummen: "Würden sich Ärzte an den vorhandenen Leitlinien orientieren, könnten sie nicht nur Beträge in Milliardenhöhe einsparen, es würde auch den Patienten besser gehen", so Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS). Er fordert den Gesetzgeber auf, intelligente Modellprojekte zur leitliniengestützten Diagnose und Therapie bei chronischen Schmerzen zu unterstützen.
Sparen ohne Zwangsmaßnahmen
So zahlreich wie die Vorschläge zur Sanierung der leeren Sozialkassen sind auch die Proteste dagegen, denn entweder die Patienten sollen draufzahlen oder es geht den Medizinern ans Honorar. Dabei gibt es Einsparungsmöglichkeiten, von denen alle profitieren würden. "Die Schmerztherapie ist das einzige Gebiet der Medizin, in dem ohne Zwangsmaßnahmen enorme Einsparungen möglich sind", so Prof. Zenz. So schätzte die Bundesregierung bereits 1998 die Kosten allein für chronische Rückenschmerzen auf rund 15 Milliarden Euro im Jahr, ein Vielfaches der 2-3 Milliarden Euro, die es nun einzusparen gilt. Ein Großteil dieser Kosten kommt dadurch zustande, dass unnötig teure Diagnosemethoden eingesetzt, erfolglos Medikamente verordnet und inadäquate Therapien durchgeführt werden.
Nicht gleich zum teuersten Mittel greifen
Leitlinien können solche Kosten mit einfachsten Mitteln mindern: Sie legen z. B. den richtigen Ablauf der Diagnostik fest und verhindern so, dass Patienten, deren Erkrankung schon durch bloße körperliche Untersuchung diagnostizierbar ist, gleich eine teure Röntgenuntersuchung oder eine Computertomografie über sich ergehen lassen müssen. Erst wenn der Befund nach einfachen und kostengünstigen Untersuchungen immer noch unklar ist, kommen aufwändigere Methoden ins Spiel. Auf diese Weise lässt sich nachweislich die Anzahl der Krankenhausaufnahmen, Röntgen- und Laboruntersuchungen erheblich verringern - zum Wohl der Kassen und der Patienten. Bei der Therapie geht es in gleicher Weise weiter. Operationen, Injektionen, teure Behandlungen erst dann, wenn einfache Methoden versagen.
Der Gesetzgeber muss handeln
Die Leitlinien, die z. B. von Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der DGSS oder der Arzneimittelkommission angeboten werden, sind jedoch bisher viel zu wenig bekannt und werden daher auch zu selten befolgt. "Hier muss der Gesetzgeber handeln: Es gilt, Modelle zur leitliniengestützten Diagnose und Therapie zu fördern.", so die Forderung von Prof. Zenz. "Das Faszinierende an diesem Modell ist die Verknüpfung von bekanntem Wissen, praktischer Vernunft, Nutzen für den Patienten und dazu noch enorme Kosteneinsparungen. Statt von Ökonomen sollte sich die Ministerin vielleicht einmal von Klinikern beraten lassen."
Ansprechpartner
Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V. (DGSS), Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer, In der Schornau 23-25, 44892 Bochum, Tel 0234-2993000, Fax 0234-2993009, E-Mail: Zenz@anaesthesia.de
DGSS-Pressestelle, Meike Drießen, c/o Ruhr-Universität Bochum, Raum UV 3/366, Tel. 0234/32-26952, Fax: 0234/32-14136, E-Mail: meike.driessen@presse.rub.de
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