RUB-Studie zur Dortmunder Brauereikrise: Als das Bier knapp war
Die Dortmunder Actien-Brauerei (DAB) trotzte der Brauereikrise Anfang des 20. Jahrhunderts durch modernes Management - z. B. durch Erneuerung der Produktionsanlagen oder Übernahme von Konkurrenten. Dies ist das zentrale Ergebnis der Examenarbeit "Die Konzentrationsbewegung in der Dortmunder Brauindustrie 1914-1924. Das Beispiel der Dortmunder Actien-Brauerei" des RUB-Wirtschaftshistorikers Roman Köster.
Bochum, 20.02.2003
Nr. 52
Als das Bier knapp war
DAB: Modernes Management vor 100 Jahren
RUB-Studie über die Dortmunder Bierkrise
Die Dortmunder Actien-Brauerei (DAB) trotzte der Brauereikrise Anfang des 20. Jahrhunderts durch modernes Management - z. B. durch Erneuerung der Produktionsanlagen oder Übernahme von Konkurrenten. Dies ist das zentrale Ergebnis der Examenarbeit "Die Konzentrationsbewegung in der Dortmunder Brauindustrie 1914-1924. Das Beispiel der Dortmunder Actien-Brauerei" des Wirtschaftshistorikers Roman Köster (Betreuer: Dr. Dieter Ziegler, Fakultät für Geschichtswissenschaft). Er erhielt den "Preis für Studierende 2002" der RUB als beste Arbeit aus dieser Fakultät. Die Studie erscheint im März 2003 im Essener Klartext-Verlag.
Sieg der Rationalisierung
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges gab es in Dortmund noch 19 Brauereien. 1924 existierten nur noch acht, darunter die DAB. Sie war damals die zweitgrößte Brauerei nach der Dortmunder Union. Auf die schwere Krise in der Bierwirtschaft zwischen 1914 und 1924 reagierte die DAB mit heute modern anmutenden Methoden. So setzte sie ihre Erneuerung der Produktionsanlagen nach Kriegsende fort, mit der sie schon 1914 begonnen hatte. Immer weniger Menschen mussten fortan für die Produktion eingesetzt werden.
Dünnes Bier
Ab März 1915 wurde der wichtigste Braurohstoff Gerste rationiert: Dies bereitete den vielen kleinen Brauereien im Ruhrgebiet erhebliche Schwierigkeiten, da sie als nur geringe Gerstezuteilungen erhielten: Sie konnten so nur sehr dünnes Bier produzieren, was nahezu unverkäuflich war, so dass sie langfristig aufgeben oder verkaufen mussten. Die DAB hingegen konnte als Großbrauerei ihr Absatzgebiet über Westfalen ins Rheinland und in den Raum Hannover ausweiten, indem sie zahlreiche Brauereien aufkaufte. "Die Übernahme anderer Brauereien war für das Unternehmen dann vor allem deshalb so attraktiv, weil man so vermehrte Zugangsmöglichkeiten zu Rohstoffen bekam und neue Kunden gewann, da die Gastwirte durch Verträge an die jeweilige Brauerei gebunden waren", umschreibt Roman Köster die Strategie der DAB. Dabei erleichterte die Zwangsbewirtschaftung im ersten Weltkrieg es der DAB, lokale Konkurrenten aufzukaufen.
Der Fluch der Größe
Die DAB expandierte und übernahm kleinere Brauereien, was ein neues Dilemma verursachte: Die Produktionskapazitäten stiegen, die DAB musste sich neue Absatzmöglichkeiten erschließen. Umgekehrt zwang die höhere Nachfrage die DAB, die Produktionskapazitäten zu vergrößern. Ein Ende fand diese Entwicklung erst in der Hyperinflation und der Währungsstabilisierung, so Köster, "als die existentielle ökonomische Unsicherheit in einen dramatischen Kapitalmangel überging." Fortan agierte die DAB zurückhaltender.
Die feine Gesellschaft entdeckt das Biertrinken
In den 1920-er Jahren verlor das Biertrinken zumindest teilweise sein proletarisches Image. Neben Arbeitern tranken jetzt auch Angestellte, Beamte und Akademiker Bier, wobei besonders das "modische" Pils gefragt war. Allerdings trank der bürgerliche Mittelstand sein Bier lieber zu Hause als in der Kneipe. Um diese Konsumentenschicht erreichen zu können, verkaufte die DAB, wie auch die Konkurrenz, ihr Bier verstärkt in Flaschen. Der Bierverleger in der Nachbarschaft übernahm den Verkauf.
Weitere Informationen
Roman Köster, Voltastr. 51, 60485 Frankfurt/Main, Tel: 069/77062173; E-Mail: romkoes8@compuserve.de