RUB-PK: Was Stammzellen können - Wissenschaftler berichten über Forschungsergebnisse
Rund 700 Mediziner und Naturwissenschaftler aus dem In- und Ausland diskutieren bei der 82. Jahrestagung der Deutschen Physiologischen Gesellschaft an der RUB aktuelle Forschungsergebnisse: Dabei geht es neben zahlreichen anderen Themen vor allem um die Möglichkeiten der Stammzelltherapie, z. B. als Alternative zur Organtransplantation oder zur Wiederherstellung gestörter Hirnfunktionen, und um die Erforschung von Ionenkanälen, die bei der Signalübertragung innerhalb von Zellen eine Rolle spielen.
Bochum, 04.03.2003
Nr. 65
Physiologisches vom Molekül bis zum Menschen
Stammzellforschung und Studienreform
Jahrestagung der Physiologischen Gesellschaft an der RUB
Rund 700 Mediziner und Naturwissenschaftler aus dem In- und Ausland diskutieren bei der 82. Jahrestagung der Deutschen Physiologischen Gesellschaft an der RUB aktuelle Forschungsergebnisse: Dabei geht es neben zahlreichen anderen Themen vor allem um die Möglichkeiten der Stammzelltherapie, z. B. als Alternative zur Organtransplantation oder zur Wiederherstellung gestörter Hirnfunktionen, und um die Erforschung von Ionenkanälen, die bei der Signalübertragung innerhalb von Zellen eine Rolle spielen. Auch neue Unterrichtsmethoden in der Medizin, Internet-basierte Medien in der Arztausbildung und Reformstudiengänge stehen auf dem Programm.
Was Stammzellen können
Prof. Jürgen Hescheler (Direktor des Instituts für Neurophysiologie der Universität zu Köln), der bereits seit über 14 Jahren mit embryonalen Stammzellen der Maus arbeitet, berichtet über seine Ergebnisse in der Grundlagenforschung: Die zellulären Signalwege, die die Entwicklung und Funktion der embryonalen Stammzellen steuern, sind grundlegende physiologische Prozesse, bei denen verschiedene Proteine und Signalmoleküle aktiv sind. Zur Untersuchung dieser Signalwege verändern die Forscher die Zellen genetisch und bringen Reportergenkonstrukte ein, wodurch sie bestimmte Zelltypen durch ein grün fluoreszierendes Protein sichtbar machen. So können sie die Funktionen in der Zelle genau analysieren. Neben dem wichtigen Aspekt der Grundlagenforschung bringen diese Untersuchungen auch direkte klinisch-therapeutische Anwendungen. In der Zellkultur gezüchtete Vorläuferzellen sind ideal zur Transplantation geeignet. So können z. B. neurale Vorläuferzellen bei neurogenerativen Erkrankungen wie etwa Parkinson oder Alzheimer und Herzvorläuferzellen beim Herzinfarkt helfen. Die Kölner Forscher konnten zusammen mit der Klinik für Herzchirurgie in Bonn (Direktor Prof. Dr. A. Welz) bereits anhand embryonaler Stammzellen der Maus zeigen, dass sich die daraus entwickelten frühen embryonalen Herzzellen in geschädigtes Herzgewebe, z. B. nach einem Herzinfarkt, einbauen lassen und dabei die Herzfunktion deutlich verbessern können. Die transplantierten Mäuse hatten eine signifikant höhere Überlebensrate. Hescheler ist weltweit der erste Forscher, der nachweislich physiologische Messungen an embryonalen Stammzellen durchgeführt und damit eine Pionierleistung zur Etablierung der Stammzellforschung mit ihrer Anwendung in der Transplantationsmedizin erbracht hat.
Ionenkanäle erforschen
Ein weitere Schwerpunkt der Tagung liegt auf der Erforschung von Ionenkanälen, Proteinmolekülen, die den Durchtritt von Ionen in eine Zelle hinein oder aus ihr heraus steuern. Ionenkanäle mit unterschiedlichen Eigenschaften und Aufgaben kommen in allen Zellen unseres Organismus vor. Ist die Funktion dieser "Kommunikationsproteine" gestört, können Herzerkrankungen, Taubheit oder auch Mukoviszidose die Folgen sein. Einige Arzneimittel, etwa gegen Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder den sog. Altersdiabetes wirken gezielt auf bestimmte Ionenkanalproteine. "Diese Beispiele zeigen, dass die physiologische Grundlagenforschung sich nicht im Elfenbeinturm abspielt, sondern in enger Beziehung zu vielen Gebieten der klinischen Medizin steht", so Prof. Dr. Lutz Pott vom Institut für Physiologie der Ruhr-Universität. Die Erforschung von Ionenkanälen hat in der deutschen Physiologie und traditionell auf den Jahreskongressen einen besonderen Stellenwert; dieses Jahr beschäftigen sich ca. ein Fünftel aller Beitrage damit.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Lutz Pott, Institut für Physiologie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, MA 2/146, Tel. 0234/32-29200, E-Mail: lutz.pott@rub.de, Internet: http://www.py.rub.de (s.u.)
Weitere Informationen:
http://www.py.rub.de