Rechenschaftsbericht oder Verpflichtungserklärung? - Zum weiteren Umgang mit Texten aus der DDR
Symposium am 27. März 2003
Was war die Sprache in der DDR? War es nur der offizielle Sprachgebrauch, wie wir ihn aus Gesetzestexten, Zeitungen, derAktuellen Kamera und den Parteitagsreden kennen? Oder gehörten dazu auch Kochbücher, Brigadetagebücher, Eingaben, Diskussionen am Arbeitsplatz oder tägliche Gespräche der Bürger untereinander?
Die Linguistik hat sich bislang vornehmlich dem offiziellen Sprachgebrauch zugewandt. Nicht nur Einzelanalysen von halböffentlichen oder alltäglichen Sprachsituationen sowie textsortenspezifische Beschreibungen sucht man vergeblich. Es fehlt auch ein Überblick, welche Text- und Gesprächssorten überhaupt produziert und rezipiert worden sind. Folglich ist es auch heute, zwölf Jahre nach dem Ende der DDR, nicht möglich, die sprachliche Situation in der DDR angemessen zu beurteilen.
Anliegen des Symposiums des Instituts für Deutsche Sprache und Linguistik ist es, gemeinsam darüber nachzudenken, ob wir es mit einer Darstellung des bereits Zugänglichen an DDR-Texten und den vorhandenen sprachwissenschaftlichen Analysen - im Sinne einer Rechenschaftslegung - bewenden lassen. Oder wäre es angebracht, weiter zu recherchieren, um ein umfassendes und ausgewogenes Korpus an Texten und Gesprächen aus der DDR, auf das jeder sprachlich Interessierte Zugriff hat, zusammenzustellen, zu vernetzen und damit eine Grundlage für weitere linguistische Interpretationen zu schaffen? Dieser zweite Weg ginge dann mit der Verpflichtung einher, nach Wegen und Möglichkeiten für ein solches Vorhaben zu suchen.
Ausgewiesene Sprach- und Sozialwissenschaftler aus Ost und West werden ihre Erfahrungen im Umgang mit DDR-Texten kundtun. Zugesagt haben ihre Teilnahme bisher: Armin Burkhardt (Magdeburg), Wolfgang Engler (Berlin), Wolfdietrich Hartung (Berlin), Manfred W. Hellmann (Manheim), Heinrich Löffler (Basel), Ruth Reiher (Berlin) und Horst Dieter Schlosser (Frankfurt am Main).
Donnerstag, 27. März 2003, 13.00 bis 17.00 Uhr im Mossezentrum, Schützenstr. 21. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten.
Kontakt: Prof. Dr. Ruth Reiher, Institut für Deutsche Sprache und Linguistik, Tel: (030) 2093 - 9640, ruth.reiher@rz.hu-berlin.de
Antje Baumann, Tel: (030) 2093 - 9727, antje.baumann@rz.hu-berlin.de
Birgit Trettin, Tel: (030) 2093 - 9629, birgit.trettin@rz.hu-berlin.de