Heute können Patienten Jahrzehnte mit der Dialyse leben
Größte internationale Studie analysiert Faktoren für Behandlungserfolg / Experten für Nierenerkrankungen tagen in Heidelberg
In Deutschland sind etwa 57.000 Patienten auf eine regelmäßige Blutwäsche (Dialyse) angewiesen, mehr als 18.000 leben mit einer Spenderniere. Beim 27. Nephrologischen Seminar für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, das vom 20. bis 22. März in Heidelberg stattfindet, befassen sich Experten mit den Ursachen des chronischen Nierenversagens z.B. Bluthochdruck und Nierenentzündungen, und neuen Therapiestrategien bei Dialyse und Transplantation.
Noch vor 30 Jahren war chronisches Nierenversagen oft ein Todesurteil. Heute können Patienten Jahrzehnte durch die dreimal wöchentliche Dialyse überleben. Welche Faktoren bestimmen ihre Lebenserwartung? Welche Rolle spielt ihre Vorerkrankung, und wie wirken sich zusätzliche Behandlungsmaßnahmen, etwa die Gabe von Erythopoietin gegen Blutarmut, aus? Ein Highlight der Heidelberger Veranstaltung ist die Präsentation der größten internationalen Studie, die sich mit den verschiedenen Verfahren der Hämodialyse und ihren Ergebnissen beschäftigt (Dialysis Outcomes and Practice Patterns Study, DOPPS). Insgesamt 9.600 Patienten in 309 Dialysezentren wurden zwei Jahre als repräsentative Stichprobe in Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Spanien, Großbritannien und den USA beobachtet und ausführliche Daten erhoben. Koordinator der Studie für Deutschland ist Prof. Jürgen Bommer, Sektion Nephrologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg.
Jährliche Sterberate ist in den USA höher als in Europa und Japan
Erste Auswertungen haben wesentliche Unterschiede in den beteiligten Ländern gezeigt: Jährlich sterben in den USA 23 Prozent der Dialysepatienten, während es in Europa 16 und in Japan weniger als 9 Prozent sind. "Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle", erklärt Prof. Bommer. "Die technischen Standards sind in allen Ländern gleich hoch. Dagegen ist die genetische und körperliche Konstitution des Patienten unterschiedlich. So ist zum Beispiel ein niedriges Körpergewicht ein großer Nachteil."
Von hoher Bedeutung für ein langes Überleben der Dialysepatienten ist zudem eine reichhaltige Ernährung. Auch die sozialen Lebensumstände der Patienten haben Einfluss auf den Erfolg der Dialysebehandlung. Zudem hat die DOPPS Studie gezeigt, dass die psychische Verfassung und die Einstellung der Patienten einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg der Dialysebehandlung hat.Außerdem sind die Grunderkrankungen der Patienten in den einzelnen Ländern durchaus verschieden: So ist der Bluthochdruck unterschiedlich stark verbreitet, ebenso Diabetes, der in Deutschland und den USA die weitaus häufigste Ursache des Nierenversagens ist.
Das internationale Wissenschaftlerteam von DOPPS befasst sich auch mit verschiedenen Behandlungsmethoden bei der Hämodialyse, zum Beispiel dem speziellen Gefäßzugang für die Dialyse. "In Japan, Deutschland und den anderen europäischen Staaten wird meist schon vor Beginn der Dialysebehandlung ein Verbindung zwischen Armarterie und -vene, ein sogenannter arterio-venöser Shunt, angelegt, über den dann die Dialyse begonnen und auf Dauer erfolgen kann" erklärt Prof. Bommer. In den USA wird zu Beginn der Dialysebehandlung häufig ein Katheter gelegt, über den das Blut zu- und abfließt; später werden Gefäßprothesen zur Dialyse bevorzugt. Katheter und Gefäßprothesen sind leichter anzulegen und zu benützen als Shunts, haben aber ein deutlich höheres Infektions-Risiko und eine kürzere Funktionsdauer.
Informationen zum Qualitätssicherungsprojekt in der Nierenersatztherapie unter: www.quasi-niere.de.
Literatur:
- Jürgen Bommer: Prevalence and socio-economic aspects of chronic kidney disease, Nephrology Dialysis Transplantation (2002), 17 [Suppl 11]: 8-12.
- David A. Goodkin, Donna L. Mapes, Philip J. Held: The Dialysis Outcomes and Practice Patterns Studiy (DOPPS): How Can We Improve the Care of Hemodialysis Patients? Semin Dial. 2001 Mai-Juni, 14 (3): 157-159. [PubMed-indexed for MEDLINE: 11422917]
Hinweis für Redaktionen und Journalisten: Die Artikel können Sie bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg anfordern unter: contact@med.uni-heidelberg.de
Weitere Informationen:
http://www.quasi-niere.de.
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