Schwerpunkt für Rückenmarksregeneration in Tübingen startet
Forschungsarbeiten und Studien zur Behandlung von Patienten mit Rückenmarksverletzungen
Rückenmarksverletzungen sind ein erhebliches volkswirtschaftliches und psychosoziales Problem. Neue Therapiestrategien mit gentechnisch hergestellten Faktoren, die die Regeneration beeinflussen, werden zur Zeit international entwickelt und sind für die Pharmaindustrie hochinteressant. Dabei ist die Kooperation zwischen Grundlagenforschung und Klinik für die Umsetzung von Forschungsergebnissen besonders wichtig.
Am Universitätsklinikum Tübingen haben sich Wissenschaftler und Ärzte der Medizinischen Fakultät und der Berufsgenossenschaftlichen Klinik zusammengeschlossen, um einen neuen Schwerpunkt in der Patientenversorgung und Therapieentwicklung bei Rückenmarks-verletzungen aufzubauen. Erklärtes Ziel des Schwerpunktes ist es, die rasch wachsenden Erkenntnisse der Regenerationsbiologie in Therapieansätze umzusetzen. Durch diese Bündelung der Kompetenz und die Verbesserung der integrierten Versorgung ist für das geplante Zentrum eine überregionale Führungsposition in der Behandlung von Patienten mit Rückenmarkstrauma zu erwarten.
Therapeutisch wichtig ist bei Rückenmarksverletzungen besonders die Frühphase, denn nach der ersten Verletzung dehnt sich der Schaden innerhalb weniger Tage erheblich aus. Die einsetzende Narbenbildung "versiegelt" die Verletzung und verhindert damit den Heilungsprozess. Deshalb werden sich die Forschungsarbeiten und Studien auf diese Frühphase konzentrieren. Neue Regenerationsfaktoren sollen untersucht und anschließend klinische Studien durchgeführt werden.
Die Sektion für Immunpathologie und das Institut für Hirnforschung des Universitätsklinikums Tübingen werden den Bereich der präklinischen Entwicklung und der Neuropathologie abdecken. Neue neuropharmakologische und Transplantationsansätze werden dort erarbeitet und mittels hochspezialisierter Modellsysteme im Institut für Hirnforschung überprüft.
Die Abteilung für Querschnittgelähmte, Orthopädie und Rehabilitationsmedizin der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen (BGU) ist auf die Erstversorgung und insbesondere die Rehabilitation von Wirbelsäulenverletzten spezialisiert. Dort sollen Studienprotokolle erarbeitet, klinische Kontrollgruppen etabliert und die klinischen Standards für die hochspezialisierten Studien etabliert werden. Dabei ist auch eine Zusammenarbeit mit benachbarten Kliniken im südwestdeutschen Raum vorgesehen.
Um international wettbewerbsfähige Studien durchführen zu können, werden modernste diagnostische Verfahren eingesetzt, um bei akut und chronisch Querschnittgelähmten den Grad der Lähmung bestimmen zu können. Ziel ist die konsequente Umsetzung der experimentellen Daten der Hirnforscher in ein verbessertes Verständnis der Entwicklung der Rückenmarkslähmung bei frischverletzten Patienten und dadurch die Entwicklung einer sicheren und effektiven Therapie für Querschnittgelähmte.
Ansprechpartner für nähere Informationen
Universitätsklinikum Tübingen
Prof. Dr. Dr. Hermann J. Schlüsener
Institut für Hirnforschung, Sektion für Immunpathologie des Nervensystems
Calwer Str. 3, 72076 Tübingen
Tel. 0 70 71 / 29-8 48 81, Fax 0 70 71 / 29-48 46
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Prof. Dr. med. habil. Hans-Peter Kaps
Tel. 0 70 71/606-10 46, Fax 0 70 71/606-10 48
Abteilung für Querschnittgelähmte, Orthopädie und Rehabilitationsmedizin
Schnarrenbergstr. 95, 72076 Tübingen
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