Der Bach unter dem Hallendach: Ein Ökosystem der besonderen Art
Weltweit einmalige Fließgewässer-Simulationsanlage des Umweltbundesamtes steht auch für externe Forschungen offen
Es ist kein natürlicher Bach, der durch die grünen Rinnen in der großen Halle des Umweltbundesamtes (UBA) in Berlin-Marienfelde fließt. Der wohlklingende Name der Kopie: Fließgewässer-Simulationsanlage, kurz FSA. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine große und äußerst komplexe Anlage, bestehend aus 16 Teichen und Fließrinnen, die in dieser Form einmalig in der Welt ist. Die rund 17 Millionen Euro teure Anlage, die im Internet unter der Adresse http://www.umweltbundesamt.de/fsa zu sehen ist, hilft die biologischen Vorgänge in fließenden und stehenden Gewässern zu erforschen und zu verstehen. Das UBA erforscht hier Gefahren, die von Schadstoffen sowie von Bakterien und Viren auf die natürliche Flora und Fauna der Gewässer und auf den Menschen ausgehen. Dabei klären Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Verbleib, die Schadwirkung und die Abbaubarkeit der eingesetzten Stoffe und Stoffgemische. Die Anlage steht auch externen Forscherinnen und Forschern offen.
Der Präsident des UBA, Prof. Dr. Andreas Troge, betont: "Mit dieser Anlage kann das UBA eigene, von wirtschaftlichen Interessen unabhängige, experimentelle Arbeiten durchführen. Im Interesse der Umwelt ist es besonders wichtig, die Folgen möglicher Schadstoffbelastungen von Fließgewässern realitätsnah zu untersuchen." Die FSA besteht aus verschiedenen Rinnensegmenten und Teichen, die zu einer Länge von bis zu 1.600 Metern beliebig zusammengesetzt werden können. Mit der Zugabe ausgewählter Schadstoffe oder Mikroorganismen können die Gewässersysteme gezielt verunreinigt werden. Beispielsweise mit Arznei- oder Pflanzenschutzmitteln, die mit dem gereinigtem Abwasser der Städte und Gemeinden auch in natürliche Gewässer eingetragen werden.
Die Untersuchungen können sowohl im Freien als auch unter kontrollierteren Bedingungen in einer Halle stattfinden, in der es möglich ist, Licht, Temperatur und Wind nach Bedarf zu steuern. Die Fließgeschwindigkeit des Wassers ist regulierbar, so dass auch maximale Geschwindigkeiten von bis zu einem halben Meter pro Sekunde möglich sind.
Die Rinnen und Teiche können gezielt mit Pflanzen und Tieren wie etwa Algen Fischen und Kleinkrebsen besetzt werden und stehen dann für eine naturnahe Simulation von Gewässern zur Verfügung. Der Rinnenboden der Anlage ist mit einer Sand-/Kiesschicht sowie mit natürlichen Teichsedimenten überzogen. In den Teichen gibt es eine Flachwasserzone und einen sich anschließenden Uferbereich. Daher können neben den Gewässer- und Sedimentproben auch Wasserproben aus dem Untergrund des Ufers entnommen und somit Stoffeinträge in das Grundwasser über diesen Weg betrachtet werden. Die Anbindung an eine Abwasserleitung ermöglicht die realistische Simulation von Gewässereinträgen solcher Stoffe, die im gereinigten Abwasser zu finden sind. Spezielle Vorrichtungen gestatten Profilmessungen für wichtige Parameter wie beispielsweise der Temperatur, Sauerstoffgehalt oder pH-Wert im Sediment- und Wasserbereich. Die Anlage wird vor allem zur Klärung solcher Fragen eingesetzt für die Labortests keine ausreichenden Antworten über mögliche Gefahrenpotenziale liefern.
Nähere Informationen zur Anlage und bereits erzielten Untersuchungsergebnissen gibt es im Internet unter der Adresse http://www.umweltbundesamt.de/fsa und bei Ralf Schmidt, Umweltbundesamt, Fachgebiet II 1.5 "Zentrale Analytik, Technika, Qualitätssicherung", Schichauweg 58, 12307 Berlin, Telefon: 030 / 8903-4103.
Berlin, den 08. Mai 2003
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