Neue Studienabschlüsse unter der Lupe
Die in Deutschland neuartigen Studienabschlüsse "Bachelor" und "Master" sollen die herkömmlichen Diplom- und Magistergrade ablösen. Ein Thema auf der Jahrestagung der DG PuK (Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft) war die Frage, wie die neuen und international anerkannten Abschlüsse in den kommunikationswissenschaftlichen Fächern durchgesetzt und standardisiert werden können.
In einem von Ursula Gröttrup (Fachhochschule Hannover, FHH) und Gunter Reus (Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung, IJK, Hochschule für Musik und Theater Hannover, HMTH) geleiteten Workshop diskutierten Hochschulvertreter zahlreicher deutscher Hochschulen über die neuen Studienabschlüsse und -inhalte.
Gröttrup hat die Bachelor-Studiengänge "Journalistik" und "Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit" an der FHH mit aufgebaut, während Reus die entsprechenden Master-Studiengänge am IJK umgesetzt hat.
Die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge bieten den Studierenden und Hochschulen eine Reihe von Vorteilen, beispielsweise kürzere Studienzeiten, einen schnelleren Wechsel in den Beruf und eine verringerte Zahl an Studienabbrüchen. Vor allem der Praxisbezug wird beim BA-Studium betont. Dies sei die Konsequenz aus Forschungsergebnissen, die belegen, dass eine wissenschaftliche Karriere für die Mehrheit der Studierenden kein vorrangiges Ausbildungsziel mehr ist.
"Wir müssen uns austauschen und die BA-Studiengänge mit Leben füllen" so Ursula Gröttrup. "Denn viele Hochschulen behalten ihren alten Studienaufbau und das Curricula bei und benennen lediglich ihren Abschluss um -in Bachelor."
Einhellig waren die Kommunikationswissenschaftler auf der Tagung der Meinung, dass dies nicht Sinn der Bachelor- und Masterabschlüsse sei. Im Vordergrund stünde schließlich nicht nur die Einführung eines neuen Abschlusstitels, sonder vor allem eine Reform in der Lehre und der Art und Weise "was" und besonders "wie" vermittelt wird.
Die BA- und MA-Studiengänge bieten den Vorteil eines gestuften Studienaufbaus. Der bereits nach sechs Semestern erworbene Abschluss Bachelor (BA) kann nach weiteren zwei Semestern zu einem Bachelor of Honors (BA hon.) erweitert werden. Der BA hon. entspricht dem deutschen Diplom, was sich die Studienabsolventen auch bescheinigen lassen können. Nach weiteren zwei Semestern kann der Grad eines Master erworben werden, der zur Dissertation berechtigt. Außerdem wird es einfacher, für ein oder mehrere Semester an einer ausländischen Hochschule zu studieren: Ein einheitliches europäisches
Kreditpunktesystem - das European Credit Point Transfer System (ECTS) - soll es den Studierenden ermöglichen, von einer Hochschule zur anderen zu wechseln ohne dabei Leistungsnachweise wiederholen zu müssen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops erarbeiteten ein Memorandum, das die Forderung nach einer neuen Zulassungsbeschränkung für kommunikationswissenschaftliche und journalistische Studiengänge enthält. Die bisherige Auswahl der Studienbewerber erfolgt hauptsächlich über den Numerus Clausus. Die Teilnehmer halten eine Auswahl nach Eignung und Motivation für angemessener und stellen daher ein gestuftes Verfahren zur Diskussion: Bewerber, die nach der Abiturnote ausgewählt werden, reichen eine schriftliche Probe ein. Nach der Auswahl der Besten folgt die Einladung zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch, bei dem näher auf die persönlichen Motive eingegangen wird.
Bislang haben 20 Hochschulen BA-Studiengänge in kommunikations- und medienwissenschaftlichen Fächern eingerichtet oder eingeplant.
Hinweis an die Redaktionen:
Fachhochschule Hannover
Studiengänge Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit
Für das PR-Team: Diane Notbohm
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