Ausgerottetes Spitzmaulnashorn kehrt nach Sambia zurück
16 Jahre beharrlicher Naturschutzarbeit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt erreichen morgen (27. Mai 2003) ihren Höhepunkt. Das Spitzmaulnashorn kehrt an diesem Tag nach Sambia zurück. Beispiellose Wilderei hatte die Art vor Jahren in dem afrikanischen Land ausgerottet. Jetzt sorgt "Frankfurt" für die Rückkehr der Reisen - zunächst per Flugzeug.
Anfang der 70er Jahre lebten in Sambia noch zwischen 4.000 und 12.000 Nashörner. Es folgte erbarmungsloses Schlachten: Bis Mitte der 80er Jahre fielen etwa 100.000 Elefanten und alle Nashörner Wilderern zum Opfer. Die Jagd nach Elfenbein sowie Nasenhorn, das auf dem Schwarzmarkt hoch gehandelt wurde, endete mit der Auslöschung des Spitzmaulnashorns in Sambia.
"Heute, nach 16 Jahren intensiver Naturschutzarbeit der ZGF, ist Sambia ein sehr sicheres Land, Wilderei fast kein Thema mehr. In einer einzigartigen Aktion haben sich daher Partner in Frankfurt und Afrika zusammengefunden, um die charismatischen Nashörner in den weiten Ebenen entlang des Luangwa Flusses wieder heimisch zu machen", erklärt Dr. Christof Schenck, Geschäftsführer der ZGF. Mit Ankunft der ersten Tiere am 27. Mai werden alle beteiligten Institutionen in einem feierlichen Akt eine gemeinsame Erklärung zur Wiederansiedlung des Spitzmaulnashorns in Sambia unterzeichnen. Beteiligte Partner sind: Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (Dr. Christof Schenck), der Zoo Frankfurt (Dr. Christian Schmidt, Direktor), die Zambian Wildlife Authority (Hapenga Kabeta, Director General) und South African National Parks (Hector Magome, Director Conservation Service).
Ringtausch Sambia-Südafrika-Frankfurt
Die Wiederansiedlung des Südlichen Spitzmaulnashorns (Diceros bicornis minor) in Sambia erfordert einen großen Ringtausch zwischen Südafrika, Sambia und dem Frankfurter Zoo. Unter Federführung der ZGF treten fünf Nashörner den Weg nach Sambia an. Im Gegenzug fliegt die zweijährige, im Frankfurter Zoo geborene Nashornkuh Hama Ende Juni auf einem von Lufthansa Cargo gesponsorten Flug nach Südafrika. Das Land verfügt mit rund 350 Tieren über den größten Bestand der ursprünglich auch in Sambia heimischen Unterart des Südlichen Spitzmaulnashorns, und kann daher Tiere für Wiederansiedlungen zur Verfügung stellen. In etwa drei Jahren wird Hama geschlechtsreif sein und den südafrikanischen Pool an Nashörnern genetisch auffrischen. Hama folgt damit ihren Geschwistern Akura und Dzimba, die - ebenfalls zur Vorbereitung des Ringtausches - in den vergangenen Jahren von Frankfurt nach Südafrika gebracht wurden.
Sensible Riesen mit Sender im Horn
Seit Monaten laufen die Vorbereitungen in Südafrika: "Ein Bulle, eine Kuh und drei Jungtiere wurden bereits vor einigen Wochen im Süden des Kruger Nationalparkes gefangen", erzählt ZGF Nashornexperte Dr. Pete Morkel. Der Veterinär leitet den Ringtausch in enger Abstimmung mit der Rhino Specialist Group der Weltnaturschutzorganisation IUCN (World Conservation Union). Die Tiere wurden von einem Spezialistenteam des Nationalparks vom Hubschrauber aus mit Narkosegewehren betäubt, sofort von einem Tierarzt betreut und danach in einem Gehege im Kruger Park auf die große Reise vorbereitet. "Nur Tiere, die wirklich entspannt und gesund sind und mit der Futtersituation zurecht kommen, dürfen mitfliegen", sagt Morkel. In ihrer neuen Heimat werden die Tiere unter veterinärmedizinischer Aufsicht zunächst sechs Wochen in einem Quarantäne Gehege verbringen, bevor sie in ein großes umzäuntes Gebiet einziehen dürfen. Ein rund 40 Kilometer langer, solarbetriebener Elektrozaun verhindert, dass sie das Gebiet verlassen. Nach einem Jahr steht ihnen schließlich die Weite des North Luangwa Nationalparkes offen.
Diese fünf Tiere sind nur ein Anfang. "In den nächsten Jahren soll der Bestand um weitere 15 Tieren ergänzt werden, so dass auf lange Sicht eine vitale Population entsteht", sagt Morkel. Die fünf Gründer der neuen sambischen Nashornfamilie bekommen vor ihrer endgültigen Entlassung in die Freiheit kleine Sender in ihr Nasenhorn implantiert, so dass Wissenschaftler sie jederzeit orten können. Die Wiederansiedlung einer Art und die kontinuierliche Kontrolle des Erfolges unterliegen genauen, von der IUCN festgelegten Richtlinien.
Immenser logistischer Aufwand im Park
In enger Zusammenarbeit mit der Zambian Wildlife Authority hat das von der ZGF getragene North Luangwa Conservation Project über viele Jahre den Weg für die Rückkehr der Nashörner nach North Luangwa bereitet. Heute sorgt eine 142 Mann starke, ausgebildete Wildhütermannschaft mit der notwendigen Infrastruktur an Fahrzeugen und Kommunikationstechnik für die Sicherheit im Park. In Vorbereitung des Rhinotransfers wurde sogar eine spezielle Nashornschutztruppe aufgebaut. Nach den Grundsätzen der so genannten integrierten Schutzarbeit, die auch die Lebensumstände der heimischen Wildhüter berücksichtigt, wurden in den Dörfern feste Hütten, Brunnen und medizinischen Einrichtungen gebaut. Die ZGF investiert jährlich rund 300.000 Euro in das North Luangwa Conservation Project.
ca. 4000 Zeichen
Ausführlicher Pressetext & Hintergründe: www.zgf.de
Ansprechpartnerin für Text- und Bildredaktionen
Dipl.-Biol. Dagmar Andres-Brümmer, Presse u. Öffentlichkeitsarbeit
Zoologische Gesellschaft Frankfurt von1858 e.V.
Alfred-Brehm-Platz 16, 60316 Frankfurt
Telefon: 069- 9434 46 11, Fax: 069 - 439 348
E-Mail: andres-bruemmer@zgf.de
Termine zum Vormerken
Am 17. Juni besteht die Möglichkeit für Bild- und Filmaufnahmen vom Nashorn "Hama" im Frankfurter Zoo. Anfragen bitte an Bettina Ax, Presse-sprecherin Zoo Frankfurt, Tel: 069-212 33729 oder Dagmar Andres-Brümmer.
Am 23. Juni wird das Nashornmädchen "Hama" vom Frankfurter Zoo nach Südafrika transportiert. In diesem Rahmen wird im Zoo eine Pressekonferenz stattfinden, bei der unter anderem auch der afrikanische Projektleiter Dr. Pete Morkel anwesend sein wird. Die Einladung an die Medien folgt rechtzeitig. Anschließend findet die Verladung der Transportbox durch die Frankfurter Feuerwehr statt.
Weitere Informationen:
http://www.zgf.de