Hirnforschung, Willensfreiheit und strafrechtliche Verantwortlichkeit
7. Berliner Junitagung für Forensische Psychiatrie und Psychologie
Veranstaltung des Instituts für Forensische Psychiatrie - Charité Universitätsmedizin Berlin - Campus Benjamin Franklin und der Berliner Medizinischen Gesellschaft
Freitag, 27. Juni 2003, 9-17 Uhr
Berlin-Dahlem, Hörsaal des Institut für Pharmakologie, Thielallee 67
Für Vertreter der Medien besteht in der Mittagspause von ca. 12.45-13.45 die Möglichkeit, die Referenten zu interviewen.
Ist der Mensch Herr im eigenen Haus? Bin ich selbst es, der Entscheidung trifft, die kleinen und die ganz großen Entscheidungen? Bin ich damit für meine Handlungen verantwortlich? All diese Fragen werden im Licht aktueller Hirnforschung neu gestellt.
Moderne bildgebende Verfahren erlauben ganz neue Einblicke in das Gehirn. Das Gehirn des Menschen wird genauer erkundet und kartiert als jemals zuvor. Man kann farbig darstellen, welche Hirnareale bei welchen Denkvorgängen, Emotionen und Handlungen aktiv sind. Einige der prominenten Hirnforscher gehen bereits einen Schritt weiter: Sie erklären ehrwürdige Begriffe wie Willen, Bewußtsein, Intentionalität, Entscheidungsfreiheit, Verantwortung für überholt, die Vorstellung eines freien Willens für eine "Illusion". Ist der Straftäter nichts anderes als das Opfer eines insuffizienten Limbischen Systems?
Tatsächlich führt die offensive Werbung der Hirnforschung für ihre Erklärungskompetenz zu einer Belebung der traditionsreichen Diskussion mit der Philosophie, aber auch mit dem Menschenbild von Medizin, Psychiatrie und Psychologie, Recht und Theologie. Sind die psychiatrischen und strafrechtlichen Konzeptionen des Menschen angesichts der biologischen Hirnforschung obsolet? Oder haben wir es mit der Neuauflage einer wissenschaftlichen Debatte zu tun, die in ähnlicher Weise bereits vor 100 Jahren geführt wurde?
Auf der Junitagung diskutieren hochrangige Wissenschaftler über diese Fragen, unter ihnen der Biologe und Wissenschaftsgeschichtler Olaf Breidbach, der Psychiater und Hirnforscher Frank Schneider, der Psychiater und Neurophilosoph Henrik Walter, der sprachanalytische Philosoph Peter Bieri, der Psychologie-Philosophen Tillmann Vierkant, der Strafrechtler Björn Burkhardt und der Psychiater, Psychiatriegeschichtler und Philosoph Paul Hoff.
Referate
Prof. Dr.phil. Dr.rer.nat. Olaf Breidbach, Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik, Universität Jena
Die Materialisierung des Ich - Zur Geschichte der Konzepte von Hirn und Bewußtsein
Prof. Dr.med.Dr.phil. Frank Schneider, Psychiatrische Klinik der Universität Düsseldorf
Neurobiologische Grundlagen von Emotionen, Kognitionen und Entscheidungen
Dr.phil. Dr.med. Henrik Walter, Psychiatrische Klinik der Universität Ulm,
Neurophilosophie der Willensfreiheit
Prof. Dr.phil. Peter Bieri, Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin
Schadet die Regie des Gehirns der Freiheit des Willens?
Dr.phil. Till Vierkant, Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung,
Konzepte des "Selbst" und moralischer Realismus
Prof. Dr.iur. Björn Burkhardt, Juristische Fakultät der Universität Mannheim
Freiheitsbewußtsein und strafrechtliche Schuld
Prof. Dr.phil. Dr.med. Paul Hoff, Psychiatrische Klinik der RWTH Aachen
Psychiatrische Schuldfähigkeitsbegutachtung vor dem Hintergrund der modernen Hirnforschung
Prof. Dr.med. Hans-Ludwig Kröber: Schlusswort
Programm: http://www.userpage.fu-berlin.de/~forensik/programm.html
Referenten: http://www.userpage.fu-berlin.de/~forensik/referenten.html
Kontakt
Prof. Dr. Hans-Ludwig Kröber
Institut für Forensische Psychiatrie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
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Limonenstr. 27, 12203 Berlin
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E-Mail: kroefor@zedat.fu-berlin.de
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