Quo Vadis, Kosovo? Friedenslösung ohne Klärung der Minderheitenfrage im Kosovo unmöglich
Eine Reihe von Attentaten auf Angehörige der serbischen Minderheit in den vergangenen Tagen hat den brüchigen Frieden im Kosovo erneut in das Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit gebracht. Trotz der Beteuerungen von offizieller Seite, die Beziehungen zwischen der albanischen Mehrheitsbevölkerung und den etwa 100.000 im Kosovo verbliebenen Serben hätten sich verbessert, zeigen die Gewalttaten eindringlich, dass die international verwaltete Provinz von einem stabilen Frieden noch weit entfernt ist.
"Solange die Zukunft der Provinz weiterhin in der Schwebe ist, werden radikale Gruppen auf beiden Seiten keine Ruhe geben. Vier Jahre nach der Errichtung eines Protektorats der Vereinten Nationen muss sich die Weltgemeinschaft zu einer nachhaltigen Lösung der Kosovo-Frage durchringen", so Wolf-Christian Paes, Südosteuropa-Experte am Internationalen Konversionszentrum Bonn (BICC) und Autor einer neu erschienenen Studie zur Situation der Kosovo-Serben. Die gemeinsame Studie des BICC, der britischen Nicht-regierungs-organisation Saferworld und der Friedrich-Naumann-Stiftung untersucht die politischen Zukunftsperspektiven des Landes (The Kosovo Serbs: An ethnic minority between collaboration and defiance, Anna Matveeva and Wolf-Christian Paes, im Volltext verfügbar (pdf-Datei).
Während nahezu alle Kosovo-Albaner die Unabhängigkeit fordern, wird diese sowohl von den Kosovo-Serben, als auch von der Regierung in Belgrad abgelehnt. Die UN-Verwaltung im Kosovo selbst hält zwar formal am Status Quo fest, arbeitet aber de facto auf einen eigenständigen Staat hin. Gleichzeitig reduzieren internationale Organisationen und auch die NATO-geführte Kosovo Force (KFOR), die für den Aufbau und den Erhalt der Sicherheit im Kosovo zuständig ist, angesichts neuer Herausforderungen in Afghanistan und im Irak ihre Präsenz.
"Die internationale Gemeinschaft darf den Kosovo jetzt nicht vergessen - ohne klare Signale zur Zukunft der Provinz werden die Radikalen weiteren Zulauf erhalten", so die Autoren der Studie. Mögliche Zukunftsszenarien sind neben der Unabhängigkeit des Kosovos, die Auf-teilung der Provinz in ethnische Kantone, oder aber der Anschluss des serbisch-dominierten Nord-Kosovos an Serbien-Montenegro. Eine Rückkehr Kosovos in den serbisch-monte-negrinischen Staatsverband schließen die Autoren aus - in diesem Fall wäre ein erneuter gewaltsamer Konflikt garantiert. "Die Regierung in Belgrad muss sich mit dem Verlust des Kosovos abfinden. Gleichzeitig ist die internationale Gemeinschaft in der Verpflichtung, die legitimen Sicherheitsinteressen der Serben in der Provinz bei der Lösung der Status-Frage im Auge zu behalten. Die Ereignisse der letzten Woche zeigen, dass Abwarten nicht zum Erlöschen der ethnischen Spannungen führt", so Wolf-Christian Paes.
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