Angst vor Terroranschlägen kostet Leben
Aus Furcht vor Flugzeugentführungen sind nach dem 11. September 2001 mehr Menschen auf das Auto umgestiegen - zusätzliche Unfallopfer waren die Folge.
Menschen neigen dazu, fatale aber seltene Risiken besonders zu fürchten, während sie alltägliche Risiken ohne große Bedenken eingehen. Dieses bekannte psychologische Phänomen kann im Endeffekt Leben kosten, sagt Gerd Gigerenzer, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Dies belegt er an einem konkreten Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 gingen die Umsätze der Flugzeuggesellschaften um bis zu 20% zurück; viele Amerikaner empfanden Fliegen plötzlich als riskant und legten Strecken mit dem Auto zurück, die sie sonst mit dem Flugzeug bewältigt hätten. Statistisch gesehen ist das Flugzeug zwar ein weitaus sichereres Verkehrsmittel als das Auto, aber im eigenen Wagen hat der Fahrer das Gefühl, die Risiken besser im Griff zu haben. Gigerenzer berechnete nun aus den Daten des US-Verkehrsministeriums, wie viele tödliche Unfälle auf amerikanischen Strassen in den drei Monaten nach dem Terroranschlag auf den zusätzlichen Autoverkehr zurückzuführen waren. Sein überraschendes Ergebnis: Aus Furcht vor Flügen haben etwa 350 Menschen ihr Leben verloren, mehr also als bei den vier fatalen Flügen des 11. September zusammen, bei denen 266 Passagiere starben.
Dass Menschen nach dem 11. September 2001 vermehrt auf den Landstrassen und Highways verunglückten, ist in der Öffentlichkeit allerdings weitgehend unbemerkt geblieben und wurde nicht als Folge der Flugangst interpretiert, bedauert Gigerenzer. Dabei könnte mehr Aufklärung nach einer solchen Katastrophe dazu beitragen, dass Menschen bewusster mit ihren instinktiven aber oft falschen Risikoeinschätzungen umgehen.
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