Die Sloterdijk-Debatte: Chronik einer Inszenierung.
Über Metaphernfolgenabschätzung, die Kunst des Zuschauers
und die Pathologie der Diskurse
Am 17. Juli 1999 hielt Deutschlands bekanntester Philosoph Peter Sloterdijk im oberbayerischen Schloß Elmau eine Rede mit dem Titel "Regeln für den Menschenpark" - eine in Inhalt und Form überaus provokante Auseinandersetzung mit Fragen der Gentechnik im allgemeinen und des Klonens im besonderen. In über 600 Artikeln und Rundfunkbeiträgen sowie zahllosen Leserbriefen artikulierte sich das Unbehagen an Sloterdijks unbequemen, schnell unter Faschismusverdacht gestellten Überlegungen.
Der Philosoph Heinz-Ulrich Nennen legt in seinem vierten Buch eine Rekonstruktion der Debatte "in Echtzeit" vor: Aus der Perspektive des unmittelbar beobachtenden Zuschauers vollzieht er die Geschichte des medial hergestellten Skandals nach. Mit seiner diskursanalytischen Studie versucht er die Frage zu erhellen, wie Philosophie im Kopfe ihrer Betrachter - und zwar gerade auch außerhalb des akademischen Rahmens - entsteht, wahrgenommen und häufig genug verzerrt und verzeichnet wird. Es geht um den Versuch, den durch die Sloterdijk-Debatte ausgelösten Diskurs in seiner Eigendynamik zu charakterisieren, um die geistige Verfassung des gegenwärtigen philosophischen Denkens zur Sprache kommen zu lassen. Unter den Bedingungen einer vollkommen medial vermittelten Öffentlichkeit scheint dies der Preis zu sein, den die Philosophie zu entrichten hat, um Philosophie bleiben zu können.
Heinz-Ulrich Nennen:
Philosophie in Echtzeit.
Die Sloterdijk-Debatte: Chronik einer Inszenierung.
Über Metaphernfolgenabschätzung, die Kunst des Zuschauers
und die Pathologie der Diskurse. Verlag Königshausen und Neumann, Würzburg 2003
ISBN 3-8260-2642-X
650 Seiten - Euro 49,80
Der Autor: Jg. 1955.
Promotion in Philosophie 1989, Münster. Habilitation in Philosophie 2003, Cottbus und Düsseldorf.
Bücher: Ökologie im Diskurs (1991)Das Expertendilemma(1996)
Energie und Ethik (1999) - Diskurs. Begriff und Realisierung (2000).