300.000 Kilometer in einer Woche
Am 16. September trafen sich Ingenieure und Wissenschaftler namhafter Fahrzeughersteller und Zulieferfirmen aus Deutschland, Europa und den USA im Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit LBF in Darmstadt. Sie diskutierten beim "6. Internationalen User Meeting Zweiaxiale Rad/Naben-Versuchseinrichtung", das alle zwei Jahre stattfindet, Erfahrungen und Neuentwicklungen zum mehraxialen Lebensdauernachweis von Fahrzeugkomponenten, wie Räder, Naben, Lager.
Im Zweiaxialen Rad/Naben-Versuchsstand (ZWARP) erfolgt der Betriebsfestigkeitsnachweis der gesamten Rad-Naben-Baugruppe durch Simulation einer virtuellen Versuchsstrecke. Dabei wird in einem gerafften Prüfstandsprogramm die komplette Fahrzeuglebensdauer von 300.000 Kilometer bei Pkw und bis zu einer Million Kilometer bei Nutzfahrzeugen in ungefähr einer Woche reproduziert. Dies ermöglicht die Optimierung neuer Konstruktionen, Werkstoffe, Fertigungsverfahren und Verbindungstechnologien unter Berücksichtigung mechanischer und thermischer Belastungsprofile. Für eine rechnerische Beanspruchungssimulation von Rädern wurde auf Basis dieser Versuche von der Stress & Strength GmbH, einer Ausgründung des Fraunhofer LBF, die Software LBF.WheelStrength entwickelt.
Im Jahr 1993 initiierten Professor Vatroslav Grubisic und Dr. Gerhard Fischer die Plattform des "User Meetings" im Fraunhofer LBF. In einem zweijährigen Zyklus bietet sich Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch über die im Institut entwickelten und weltweit eingesetzten Versuchseinrichtungen.
Auch das 6. User Meeting bot wieder ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm: Nach der Begrüßung und Vorstellung des Fraunhofer LBF durch den Institutsleiter Professor Holger Hanselka folgten Vorträge zu den Themen Lastprogrammentwicklung für SuperSingle Reifen von Lkw, Neuentwicklung von Aluminiumrädern, numerische Vorbemessung für Rad-Reifen-Systeme mit Notlaufeigenschaften am Beispiel des PAX Systems von Michelin, Erfassung von Betriebslasten und Methodenentwicklung für Festigkeitsuntersuchungen an Motorradrädern sowie Methoden zur Früherkennung von Lagerschäden. Über die Fortschritte einer internationalen Standardisierung dieses im Fraunhofer LBF entwickelten und in Europa und USA patentierten Verfahrens berichtete ein Vertreter von General Motors aus den USA. Diskussionen und eine Besichtigung der Versuchseinrichtungen rundeten das Programm ab.
In einem Tagungsband mit allen Beiträgen, der über das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit zu beziehen ist, können sich Interessierte über die Fortschritte zum Thema "Lebensdauernachweis von drehenden Fahrzeugkomponenten" informieren.