Osteoporose und Hormon-Ersatz-Therapie
Für Prävention und Therapie der Volkskrankeit Osteoporose ist die Hormon-Ersatz-Therapie nicht zu empfehlen
Pressemitteilung ZMK
+++ Am 20. Oktober ist Welt-Osteoporose-Tag +++
Über Jahrzehnte galten unerschütterlich die Thesen, Sexualhormone seien nicht nur gut gegen Wechseljahresbeschwerden, sondern verringerten auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Darüber hinaus könne der postmenopausalen Osteoporose vorgebeugt bzw. therapiert werden. Das erhöhte Brustkrebsrisiko bei langjähriger Hormongabe gegen Osteoporose werde durch die geringeren Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen aufgewogen. Die so genannte WHI-Studie in den USA, die wegen zu hoher Risiken für die Probandinnen vorzeitig im Juli 2002 abgebrochen wurde, lieferte der erstaunten Fachwelt jedoch neue Fakten, die zum Umdenken zwingen. Die bisherigen Vorteile einer Hormon-Ersatz-Therapie zur Prävention und Behandlung der Osteoporose verkehren sich in Nachteile. Eine langjährige Hormon-gabe zur Verhinderung von Knochenschwund ist daher nicht mehr zu rechtfertigen.
Fakt ist, eine Hormon-Ersatz-Therapie kann bei postmenopausalen Frauen den Knochenschwund nachweisbar bremsen. Nur steht diesem therapeutischen Nutzen ein unverhältnismäßig großes Risiko gegenüber. Dies belegt in eindringlicher Weise auch die im August d.J. publizierte 'Million Women Study', eine riesige Beobachtungsstudie in Groß Britannien, in die über eine Millionen Million Frauen im Alter zwischen 50 und 64 Jahren einbezogen waren. Demnach sind in den letzten zehn Jahren etwa 20.000 britische Frauen an Brustkrebs erkrankt - weil sie Hormone nahmen.
Um jedoch fünf Osteoporose bedingte Frakuren pro Jahr zu verhindern, müsste 10.000 Frauen während eines Jahres Hormone verabreicht werden. Darüber hinaus hilft eine Hormon-Ersatz-Medikation gegen Osteoporose nur so lange wie sie eingesetzt wird.
Wenn sich also eine Frau in bzw. nach den Wechseljahren für den Rest ihres Lebens mit Hormonen vor Knochenschwund schützen wollte, müsste sie während ihrer gesamten verbleibenden Lebenszeit welche einnehmen.
Fazit: Wegen intolerabelen Risiken wie Brustkrebs, Herzinfarkt, Schlaganfall und Thrombose sind bei Osteoporose andere Therapiestrategien dringend angeraten.
Inzwischen stehen für die medikamentöse Behandlung von Osteoporose hochwirksame Substanzen (Bisphosphonate der neueren Generation und SERMs) zur Verfügung, die den postmenopausalen Knochenschwund sehr wirksam bekämpfen.
Frauen, die einer medikamentösen Osteoporose-Therapie bedürfen, sollten mit ihrem Arzt besprechen, ob in ihrem individuellen Fall eine Hormontherapie unbedingt von Nöten ist oder ob die Behandlung mit weniger Risiko behafteten Medikamenten vorzuziehen ist.
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