BIENE Award: FIT entwickelt Bewertungskriterien für Barrierefreiheit
Die 'Aktion Mensch' und die Stiftung 'Digitale Chancen' haben die besten barrierefreien Websites mit BIENE Awards ausgezeichnet. Dabei wurde erstmals ein Sonderpreis in der Kategorie 'Für Menschen mit Lernschwierigkeiten' vergeben; er ging an das Projekt "Lebenshilfe angesagt". Ein Experte aus FIT war Mitglied des fachlichen Beirats, der die Bewertungskriterien maßgeblich bestimmte.
Trotz des europäischen Jahres für Menschen mit Behinderung und zahlreicher politischer Appelle sind unnötige "Behinderungen" für Behinderte an der Tagesordnung. Das gilt auch für den digitalen Raum, der trotz aller Möglichkeiten noch lange nicht barrierefrei gestaltet ist. Dass es aber auch ganz anders geht, soll der BIENE Award (Barrierefreies Internet eröffnet neue Einsichten) zeigen und belohnen.
Bei dem Sonderpreis "Angebot für Menschen mit geistiger Behinderung" stand die Jury jedoch vor einem Problem: Die einschlägigen Richtlinien für Barrierefreiheit sind auf Menschen mit Lese- und Lernbehinderungen nur unzureichend anwendbar.
FIT wurde daher mit der Erarbeitung eines speziellen Bewertungskatalogs betraut. Die Forschungsgruppe um Leiter Dr. Michael Pieper konnte hier auf den Ergebnissen des Projekts KOMM@SCHU.LE aufsetzen, in dem kürzlich ein pädagogisches Medienkonzept für die speziellen Anforderungen von Lernbehinderten erarbeitet wurde.
"Die speziellen Merkmale von lese- und lernbehinderten Menschen müssen gesondert berücksichtigt werden. Gute Webpages sind so gestaltet, dass sie die Handikaps der Zielgruppe kompensieren können. Besonders wichtig sind dabei - neben einer einfachen, linearen Dialogführung - vor allem leicht lesbare, kurze Texte mit klaren Satzstrukturen, ohne unnötige Fremdwörter."
Zusätzlich werden selbstverständlich die allgemeinen softwareergonomischen Standards für benutzerfreundliche Gestaltung von Dialogsystemen berücksichtigt, wie sie in der Norm DIN (66234, Teil 8; ISO 9241, Teile 10-17) festgelegt sind.
"Ein wichtiger, über die Kompensation von Behinderungen hinausreichender Aspekt der Barrierefreiheit wird in der Diskussion über deren Kosten häufig vergessen", so Pieper weiter. "Viele Menschen mit Behinderungen greifen mit anderen Ein-/Ausgabegeräten als Tastatur und Monitor auf Web-Inhalte zu. Sie sind daher häufig die Vorreiter bei der Umsetzung universeller Design-Standards im Internet, die sich plötzlich für Nicht-Behinderte als sehr nützlich erweisen, wenn die mit neuartigen Endgeräten, etwa per Handy, PDA oder Auto-Bordcomputer, auf Web-Inhalte zugreifen wollen."
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